Supply Chain der Zukunft: transparent, resilient und nachhaltig

Kriege, Pandemien und steigende Energiepreise sind nur drei Beispiele für aktuelle globale Krisen mit enormem Einfluss auf die Weltwirtschaft. Langfristige Herausforderungen wie Klimawandel, Rohstoffknappheit oder Arbeitskräftemangel machen die Krise zur Regel. Dies erfordert ein radikales Umdenken in den Strategie- und Planungsabteilungen der Unternehmen. Am krisenanfälligsten in der gesamten Wertschöpfungskette ist die Supply Chain. Wie Sie Ihre Lieferkette mit digitalen Technologien transparent, resilient und nachhaltig gestalten, zeigen wir an einem Beispiel aus der Telekommunikation. 

Werden Lieferketten unterbrochen, stellen sie eine Belastung für jede kundenorientierte Bereitstellung von Produkten und Services dar. Die Ursache für die hohe Anfälligkeit liegt in der bisherigen Ausrichtung der Supply Chain: hocheffizient und kostenoptimiert. Das bedeutet in vielen Branchen die Umsetzung des „Just-in-Time“-Prinzips: Anlieferung nach zeitlichem Bedarf unter Vermeidung von Beständen – das Lager ist der LKW, das Schiff, das Flugzeug. Der Bezug von Teilen oder Services erfolgt am jeweils kostengünstigsten Standort.  

Neuausrichtung der Supply Chain erforderlich 

Dieses Prinzip muss unter dem Eindruck von unterbrochenen Lieferketten in Frage gestellt werden und erfordert die Suche nach einer „krisenfesten“ Gestaltung. „Just-in-Time“ wird je nach Branche ergänzt oder abgelöst durch „Just-in-Case“. Unternehmen müssen mögliche Unterbrechungen der Lieferketten einkalkulieren, in dem sie Lagerbestände für kritische Teile aufbauen. Zusätzlich werden Redundanzen in das Supply Netzwerk eingebaut, in dem z.B. alternative Lieferanten in anderen Regionen oder im eigenen Land berücksichtigt werden. Hinzu kommen veränderte Anforderungen staatlicher oder supranationaler Instanzen hinsichtlich Klimaschutz und Nachhaltigkeit sowie steigende Energiekosten.  

All diese Anforderungen erfordern eine Neuausrichtung der Supply Chain, wobei insbesondere drei Faktoren diese Neuausrichtung maßgeblich bestimmen: 

  • (Echtzeit-) Transparenz hinsichtlich mehrerer Dimensionen – zeitliche und örtliche Verfügbarkeit von Teilen sowie struktureller Aufbau des Supply Netzwerkes (kritische Lieferanten und Sublieferanten) 

  • Resilienz hinsichtlich einer (kosten-) optimalen Absicherung von möglichen Risiken im gesamten Liefernetzwerk – ggf. eine damit geänderte SCM-Strategie

  • Nachhaltigkeit zur Senkung der steigenden Energiekosten und zur Erfüllung von immer strikteren Umweltstandards 

Der Erfolg dieser Neuausrichtung ist abhängig vom Einsatz digitaler Technologien in Verbindung mit der Integration dieser Technologien in die Organisation und Prozessen der Supply Chain eines Unternehmens. 

Erfolgsfaktor digitale Technologie  

Digitale Technologien im Supply Chain Management sind bereits technologisch weit fortgeschritten und können integriert werden. Bisher hat sich dieser Einsatz aber noch nicht flächendeckend durchgesetzt, weil die Notwendigkeit nicht gesehen wurde und den Kosten kein ausreichend positiver Nutzen gegenüberstand. Das hat sich jedoch mit dem Aufkommen diverser Krisen grundlegend geändert. Die hohen Kosten, die entlang der gesamten Wertschöpfungskette durch unterbrochene Lieferketten entstehen, lassen den Einsatz von Technologien zur Schaffung von End-to-End Transparenz und Resilienz in der Lieferkette sinnvoll erscheinen.  

Abbildung 1: Technologietrends im Supply Chain Management

Basierend auf Technologien wie IoT-Sensorik können beispielsweise Teile und Transporte entlang der gesamten Lieferkette in Echtzeit getrackt und deren Position und Zustand überwacht sowie deren Energie-verbrauch optimiert werden.  Mittels Lösungen, die auf Technologien wie Big Data und Künstlicher Intelligenz basieren, ist es möglich, interne Einkaufs- und Planungsdaten mit externen – strukturierten und unstrukturierten - Daten von Partnern und Lieferanten zu verarbeiten. Die Einführung von „digitalen Zwillingen“, die die gesamte Kette digitalisieren, ermöglicht ein effektives Risikomanagement.  

Mit der Einführung dieser digitalen Technologien lassen sich die zentralen Herausforderungen, vor denen das Supply Chain Management in vielen Industrien steht, zukünftig effektiv managen: 

  • Frühzeitige Identifizierung von Risiken in der Lieferkette und Planungsanpassungen auf Basis der Simulation von Szenarien wie dem „Digitalen Zwilling“ 

  • Erkennung von Störungen in der Lieferkette in Echtzeit und deren (automatisierte) Behebung mit Lösungen wie „Condition Monitoring“ 

  • Vorausschauende Analysen, die verlässlichere Auskunft über den zukünftigen Bedarf und die Entwicklung von (Rohstoff-) Preisen geben durch Lösungen wie Spend Analysis and Monitoring  

Die Implementierung digitaler Technologien in der Supply Chain kann nicht isoliert erfolgen, sondert erfordert eine Transformation der Supply Chain Organisation und muss die gesamte Lieferkette im Blick haben. Das heißt, innerhalb der Organisation (Einkauf, Logistik) sind entsprechende Steuerungsgremien, Prozesse und Fähigkeiten aufzubauen, die eine effektive Nutzung der digitalen Lösungen ermöglichen. 

Lieferkettenübergreifend ist eine digitale Vernetzung der Partner erforderlich. Das ist heute auf Basis von Cloudplattformen und APIs keine technologische Herausforderung mehr. Vielmehr müssen die organisatorischen, prozessualen und kulturellen Barrieren zwischen den Beteiligten in der Lieferkette überwunden werden, die eine übergreifende Vernetzung von Daten End-to-End ermöglichen. 

Fokus Risikomanagement: Beispiel Telekommunikation  

Die Supply Chain der Telekommunikationsindustrie ist durch politische Krisen der letzten Jahre, die insbesondere zu einem Chip- und Rohstoffmangel geführt hat, besonders betroffen. Dies tangiert sowohl die Bereitstellung von Services auf Basis der Infrastruktur als auch die Bereitstellung von Endgeräten an ihre Kunden. Daher hat ein Umdenken eingesetzt, das zum Einsatz eines umfassenden Risikomanagements geführt hat.  

Mittels der Einführung von Risikomanagement-Tools in Verbindung mit Lösungen einer smarten Spend Analyse, die die Analyse der Lieferanten umfasst, können Risiken in der Lieferkette frühzeitig erkannt und die Planungen entsprechend angepasst werden. Dies umfasst auch die Implementierung eines Risikomanagement-Prozesszyklus, um Risiken strukturiert und systematisch zu managen: 

  1. Analyse kritischer Teile und Services 
    Mittels einer strukturierten Evaluierung der zu beziehenden Teile und Services hinsichtlich ihrer Marktkomplexität und ihrer Kritikalität des Geschäfts werden kritische Teile wie zum Beispiel Switches oder mobile Endgeräte identifiziert. Am wichtigsten sind die Priorisierung der Services und die organisatorische Ausrichtung dieser Prioritäten hinsichtlich „Business Continuity“. Eine Kostenstrukturanalyse dieser Teile ermöglicht auch die Vorprodukte (z.B. Halbleiter) und Rohstoffe (z.B. Lithium) zu identifizieren und deren Lieferanten in das Risikomanagement einzubeziehen.  

  1. Identifizierung und Monitoring von Risiken  
    Der Einsatz von digitalen Tools zur Analyse auf Basis interner und externer Daten (Echtzeitdaten der Lieferkette, unstrukturierte Daten aus dem Web) ermöglicht Risiken wie zukünftige Rohstoffknappheit oder den Ausfall von Halbleiterlieferanten zu erkennen und die Auswirkungen für das Unternehmen zu bewerten. Diese Bewertung erfolgt mittels einem Risiko-Frameworks, um die Eintrittswahrscheinlichkeit der Risiken und deren Auswirkungen auf das Geschäft zu evaluieren.  

  1. Durchführung von Ad-hoc Maßnahmen zur Absicherung der Lieferfähigkeit  
    Die Ableitung kurzfristiger Maßnahmen, wie z.B. die Lagerhaltung zusätzlicher Halbleiter („Just -in-Case“), basieren auf den Auswertungen der Risikoanalyse in Kombination mit der Analyse vorausgegangener Ausgaben, zukünftiger Planung, Contingency CAPEX und prognostizierter Preisentwicklungen.  

  1. Einführung nachhaltiger Maßnahmen zur Risikominimierung 
    Nachhaltige Maßnahmen leiten sich dann aus einer mittel- bis langfristigen Strategie zur Absicherung des gesamten Liefernetzwerkes ab, wie z.B. die Umsetzung der Lagerhaltung von kritischen Teilen in der gesamten Lieferkette, implementiert in neu abgeschlossenen Verträgen mit Lieferanten.  

  1. Iterationen und Lernprozess  
    Hinter dem gesamten Prozess ist ein zentrales Risikomanagement im Bereich Einkauf etabliert, dass mittels KPIs die Maßnahmen regelmäßig überprüft und den Prozess in regelmäßigen Abständen durchläuft. Damit ist sichergestellt, dass Risiken immer wieder neu bewertet und Maßnahmen angepasst werden. 

Abbildung 2: SCM Case Study

Das Beispiel zeigt den hohen Stellenwert eines Risikomanagements auf, um die Supply Chain widerstandsfähig gegenüber Krisen zu machen – basierend auf dem Einsatz digitaler Technologien, eines Risiko Frameworks sowie einer zentralem Risk Monitoring und entsprechender Governance. 

Unsere Sustainability-Expertise

 

Mit unserer Expertise zum Einsatz digitaler Technologien und nachhaltigem Management unterstützen wir unsere Kunden bei der Lösung von Umweltproblemen.

Mit unsrem Konzept zu DigiTainability zeigen wir, wie Technologie und positive Umweltauswirkungen kombiniert werden können, um eine nachhaltige Transformation zu gewährleisten. Erfahren Sie mehr dazu!

Was ist jetzt zu tun? 

Eine transparente, resiliente und nachhaltige Lieferkette erfordert einen neuen Ansatz, um zukünftige Krisen zu antizipieren. Dieser Ansatz enthält folgende Schritte: 

  • „Risiken erkennen und Auswirkungen ermitteln“: Dies kann nur funktionsübergreifend umgesetzt werden (Einkauf, Logistik, Operations, Finance) und benötigt eine Evaluierung der gesamten Liefernetzwerkes und einer Priorisierung von kritischen Teilen und Lieferanten mittels entsprechender digitaler Lösungen.  

  • „Resilliente Supply Chain umsetzen“: Entsprechende Maßnahmen zur Absicherung der Lieferkette sind abzuleiten, die in einem neuen Aufbau des Netzwerkes resultieren. Hier müssen die Anforderungen an Flexibilität und Kostenorientierung („Just-in-Time“) mit der notwendigen Resillienz und Nachhaltigkeit („Just-in-Case“) ausbalanciert werden.  

  • „Supply Organisation transformieren“: Am Ende steht die Implementierung eines digitalisierten End-to-End Prozess, der das gesamte Liefernetzwerk abbildet, sowie die Einführung einer zentralen Steuerung und Planung. 

Je konsequenter diese Schritte umgesetzt werden, um so effektiver ist die Supply Chain vor Krisen und deren Risiken geschützt.