Luis Neves, GeSI: Nachhaltigkeit durch Nutzung digitaler Technologien

Durch den Einsatz digitaler Technologien können Unternehmen ihre Nachhaltigkeit steigern und die Agenda für nachhaltige Entwicklung bis 2030 positiv beeinflussen. In einem Interview mit Dr. Tim Krüger und Dr. Rainer Weidmann spricht Luis Neves über das Ziel und die Vision der Global Enabling Sustainability Initiative (GeSI) und wie sie – zusammen mit Mitgliedern und Partnern – digitale Lösungen nutzen, um den globalen Wandel hin zu einer intelligenteren und nachhaltigeren Welt im Jahr 2030 voranzutreiben.

Detecon: Teil der Mission von GeSI ist es, ein weltweit anerkannter Vordenker zu sein und die Nachhaltigkeits-Agenda proaktiv voranzutreiben. Was hat GeSI in diesem Jahr erreicht, das zu dieser Mission beigetragen hat, und woran arbeiten Sie zurzeit?

Neves: Als Organisation versuchen wir, eine Vorreiterrolle zu erlangen. Wir blicken sehr weit voraus und versuchen zu verstehen, welche Rolle digitale Technologien künftig spielen werden und welche Vorteile sich aus diesen Entwicklungen ergeben. Wir haben also in diese Richtung hingearbeitet und Thought Leadership-Forschung wie die „SMART-Series“ von Berichten veröffentlicht, die die relevante Rolle der digitalen Technologien für eine nachhaltige Entwicklung darstellen. Im Anschluss an diese Berichte haben wir im vergangenen Jahr eine neue Forschungsarbeit mit dem Titel „Digital with Purpose“ veröffentlicht. Dieser Bericht untersuchte die 17 Oberziele und 169 Unterziele für nachhaltige Entwicklung (SDG) um herauszufinden, wie digitale Technologien die SDG-Agenda positiv beeinflussen können. Darüber hinaus haben wir die negativen Auswirkungen berücksichtigt und versucht, die potenziellen Herausforderungen zu bestimmen, mit denen diese Technologien aufgrund ihrer rasanten Entwicklung in der Zukunft konfrontiert sein könnten.

In dem Bericht haben wir uns vier Verpflichtungen auferlegt und bitten nun alle Organisationen und Einzelpersonen, sich uns anzuschließen. Diese vier Verpflichtungen sind:

  1. sich erneut der Agenda 2030 zu verpflichten,
  2. sich für den Klimawandel zu engagieren,
  3. sich die Prinzipien der Transparenz und Zusammenarbeit zu eigen zu machen, und
  4. mehr von digitalen Technologien zu verstehen, um diese Verpflichtungen zu unterstützen.

Auf der einen Seite arbeiten wir an den positiven Auswirkungen, die die neuen Technologien auf die SDGs haben werden. Und auf der anderen Seite untersuchen wir die externen Effekte, d. h. Kreislaufwirtschaft, Cybersicherheit und Datenschutz, Lieferketten, digitale Integration, Geschäftskontinuität und natürlich den Klimawandel.

Wir arbeiten derzeit gemeinsam an der Entwicklung des Framework-Standards für unsere Vision, wo die digitale Industrie im Jahr 2030 stehen soll. Wir haben einen Stufenprozess entwickelt, bei dem die Unternehmen, die sich zu diesem Prozess verpflichten, im Laufe der Jahre Fortschritte aufweisen müssen. Unternehmen, die Teil von Digital with Purpose sein wollen, müssen den Ehrgeiz haben voranzukommen. Wir haben für dieses Framework-Projekt ein unabhängiges Standardgremium unter der Leitung des Cambridge Institute for Sustainability Leadership – ein weltweit einflussreiches Institut, das Führungsqualitäten und Lösungen für eine nachhaltige Wirtschaft entwickelt – eingerichtet. Wir verfügen über die Leads in all unseren Arbeitsbereichen sowie über ein externes Beratungsgremium, das beratend tätig ist und für Transparenz sorgt.

Wir sind dabei, ein sehr ehrgeiziges und einzigartiges Framework-Projekt zu entwickeln, das darauf abzielt, den Business Value und die Innovation durch eine nachhaltige Denkweise voranzutreiben. Unternehmen, die glaubwürdig und transparent sein wollen, müssen sich auch mit den externen Auswirkungen befassen, die aus solchen Bestrebungen resultieren können. Dies ist unser zentrales Projekt, das wir im letzten Jahr gestartet haben und in diesem Jahr fortsetzen und das sich zu unserem Vorzeigeprojekt entwickelt hat. Wir gehen davon aus, dass wir diesen Framework-Standard bis Ende dieses Jahres fertigstellen werden, denn im nächsten Jahr planen wir, den allerersten Bericht herauszugeben, in dem wir ein Ranking der Unternehmen in Bezug auf unseren Standard erstellen.

Müssen Unternehmen, die sich an Ihrem Projekt beteiligen, bis 2030 Netto-Null-Emissionsziele erreichen? Die Deutsche Telekom strebt bis zu diesem Zeitpunkt die Klimaneutralität an. Können Sie den Unterschied erklären?

Unternehmen haben zwei Möglichkeiten: Entweder sie setzen auf Klimaneutralität durch den Kauf von Zertifikaten oder sie erreichen ein Netto-Null-Ziel. Ich denke, wir sind uns alle einig, dass Führung beim Klimawandel ein Netto-Nullziel bis 2030 bedeutet – das haben unter anderem Microsoft, Sky und Google angekündigt. Und nebenbei bemerkt: NULL ist NULL. Der Kauf von Zertifikaten ist nicht dasselbe wie Netto-Null. Der Kauf von Zertifikaten und die Behauptung, bis zu welchem Jahr auch immer klimaneutral zu sein, ist keine angemessene Antwort auf die Herausforderung des Klimawandels, vor der die Welt steht. Ich verstehe, dass ein Netto-Null-Strategie-Ansatz schwierig ist. Aber ehrlich gesagt, „einfache Dinge kann jeder tun“. Nur herausragende Menschen oder Unternehmen können die schwierigen Dinge tun! Und man muss sagen, dass die digitale Industrie eine sehr wohlhabende Industrie ist, die die Fähigkeit und Verantwortung hat, bei der Net-Zero-Purpose-Methode führend zu sein. Einen positiven Einfluss auszuüben und zu einer nachhaltigeren Welt beizutragen, würde die Glaubwürdigkeit dieser Industrie erhöhen. Und sie würde sich selbst einen Gefallen tun, da sich der Klimawandel auf die Telekommunikationsinfrastrukturen auswirkt.

Welches sind heute die wichtigsten Tätigkeitsfelder für ICT-Unternehmen, um nachhaltiger zu werden?

Unsere Branche stand noch nie vor so vielen Herausforderungen wie heute. Wenn man zehn Jahre zurückblickt, waren die beiden Hauptanliegen die Lieferkette und das Problem der Konfliktminerale. Ein Unternehmen, das nachhaltig sein will, muss sich heute mit einer viel größeren Bandbreite an Themen befassen. Unternehmen müssen der Kreislaufwirtschaft viel mehr Aufmerksamkeit widmen – z. B. wie sie mit Elektroschrott umgehen oder diesen verwerten, und welche Art von Programmen sie aufstellen müssen um sicherzustellen, dass sie nachhaltige Unternehmen sind. Es ist ein herausfordernder Bereich, der viel Engagement sowie ein Verständnis für die Geschäftschancen zur Umsetzung eines guten Kreislaufwirtschaftsprogramms erfordert.

Datenschutz und Sicherheit sind in diesem Zusammenhang ebenfalls wichtig, die ethische Dimension der KI und ihre Auswirkungen müssen verstanden werden, und Unternehmen müssen die Rechte des Einzelnen schützen und Vertrauenswürdigkeit gewährleisten.

Neben dem riesigen Bereich des Klimawandels gibt es diese beiden Komponenten, die beide gleichermaßen wichtig sind: Einerseits müssen Unternehmen ihre eigenen Emissionen reduzieren, aber andererseits ist es auch äußerst wichtig, dass digitale Unternehmen das Potenzial der Technologie nutzen. Wenn Unternehmen verstehen, in welcher Weise ihre Technologie für Sektoren wie Energie, Landwirtschaft, Logistik, Gesundheit, Mobilität oder Bildung wertschöpfend sein kann, können sie bessere Ergebnisse erzielen und ihren Business Value steigern. Die Aktivierung der Technologie-Kapazität sollte für jedes Unternehmen ein grundlegender Bestandteil aller Nachhaltigkeitsprogramme sein. Aus diesem Grund ist der Digital with Purpose-Bericht über den Wettlauf um das Spitzenkonzept extrem wichtig. Es geht darum, den Unternehmen aufzuzeigen, dass sie eine große Chance haben und durch Nachhaltigkeit Business Value erzeugen können. Dies ist etwas, das CEOs allmählich als eine große Gelegenheit betrachten sollten. Es ist wichtig, dass Unternehmen disruptiver werden und über den Tellerrand hinausschauen, neue Möglichkeiten nutzen und damit Business Value über einen bislang unerschlossenen Bereich generieren, der heutzutage für jedes Unternehmen eine enorme Einnahmequelle darstellt.

Aus dem Digital with Purpose-Bericht lässt sich folgern, dass dem ICT-Sektor eine entscheidende Rolle zukommt, um Fortschritte bei der Umsetzung der SDGs zu ermöglichen. Die SDGs werden bis 2030 jährlich schätzungsweise 20 Prozent des gesamten Fortschritts stemmen, jährlich zusätzlich 2,3 Billionen Euro zur Weltwirtschaft beisteuern, die Beschäftigung im ICT-Sektor um über 45 Prozent auf fast 80 Millionen erhöhen und die F&E um über 50 Prozent auf 378 Milliarden Euro steigern. Es wird erwartet, dass der Sektor gesamtwirtschaftlich ein 2,5- bis 4-faches Wirtschaftswachstum ermöglicht, das bis 2030 10 Billionen Euro erreichen wird. Ich frage mich also selbst, worauf warten die Unternehmen?

Was halten Sie von Rechenzentren? Können diese ebenfalls eine Rolle bei der Reduzierung des Energieverbrauchs spielen?

Auf jeden Fall! Wir haben enorme Verbesserungen im Bereich der Rechenzentren gesehen. ICT-Unternehmen haben Millionen von Euro investiert, um ihre Rechenzentren effizienter zu machen. Es wurden riesige Investitionen in Rechenzentren getätigt, die mit grüner Energie betrieben werden. In Europa haben viele Unternehmen zusammen mit der Europäischen Kommission einen Verhaltenskodex für Rechenzentren entwickelt, der dazu verpflichtet, Rechenzentren effizienter, umweltfreundlicher und damit nachhaltiger zu machen. Viele Unternehmen haben Konsolidierungsprogramme für Rechenzentren eingeführt und somit ineffiziente Infrastrukturen von Rechenzentren eliminiert. Mit zunehmendem Wachstum der Branche wächst ebenfalls die Nachfrage nach Datenspeicherkapazitäten, sodass es noch viel zu tun gibt. Ich bin daher überzeugt, dass sich die ICT-Branche auch weiterhin bemühen wird, Rechenzentren effizienter und umweltfreundlicher zu gestalten.

Betrachten Sie Green IT als Wettbewerbsvorteil für Unternehmen?

In unserem SMARTer2030-Bericht von 2015 haben wir die unterschiedlichen Arten von Effizienz untersucht, die ICT-Unternehmen erzeugen können, wenn sie in unterschiedlichen Bereichen – wie z. B. Landwirtschaft, Logistik, Energie, Gesundheit, Bildung oder Mobilität – Anwendung finden. Der Bericht zeigt, dass der „Enabling Impact“ der digitalen Technologien in einem Business-as-usual-Umfeld 20 % der globalen Gesamtemissionen ausmacht. Der von uns errechnete Business Value betrug 11 Billionen US-Dollar. Und das ist die grüne Seite der IT.

Wenn Unternehmen für Nachhaltigkeit und eine grünere Zukunft wirklich auf Entwicklung und Innovation setzen würden, könnte dieser Wert 4 bis 5 Mal größer sein, als wir berechnet haben. In der Tat, ich bin der Meinung, dass Green IT eine große Chance ist, aber was bislang noch fehlt, ist ein strategischer Ansatz für Green IT. In unserer digitalen Welt gibt es viele Lösungen, die man als grüne Lösungen bezeichnen könnte, aber den Unternehmen ist noch nicht umfassend klar, welcher Nutzen sich ergibt, wie sich dieser messen lässt oder wie sie diesen Nutzen auf transparente und einfache Weise ihren Kunden verkaufen können. Es ergibt keinen Sinn, ein Produkt als grün zu bezeichnen, nur weil seine Emissionen oder Auswirkungen durch Zertifikate kompensiert werden. Neben der Produktemission gibt es weitere Probleme wie z. B. in der Lieferkette, bei Kinderarbeit oder Umweltauswirkungen. Ein grünes Produkt zu kommunizieren bedeutet, alle relevanten Nachhaltigkeitsauswirkungen zu berücksichtigen. Ich möchte nicht, dass unsere Branche als „Greenwashing“ abgestempelt wird. Unsere Branche erfüllt alle Voraussetzungen, um bei der Identifizierung von Green-IT-Produkten und -Lösungen führend zu sein. Wenn wir nicht völlig transparent und seriös sind, werden wir nie den richtigen Kurs einschlagen.

Wie überzeugen Sie also Unternehmen und CEOs davon, dass es sich lohnt, in Nachhaltigkeitsinitiativen zu investieren?

Das ist eine sehr schwierige Frage. CEOs müssen sehr schwierige und herausfordernde Aufgaben bewältigen. Obwohl ich den Eindruck habe, dass die Mehrzahl der CEOs der Nachhaltigkeit nicht genug Aufmerksamkeit geschenkt haben. Ich habe erwähnt, dass sich die durch einen nachhaltigen Ansatz ermittelten Geschäftsmöglichkeiten auf mindestens 10 Billionen Euro belaufen könnten. Das ist die Schlussfolgerung unseres letzten Berichts. Es ergeben sich also einige Fragen: Wie viele CEOs sind sich dessen bewusst? Haben sie diese Möglichkeiten genutzt oder beabsichtigen sie, diese zu nutzen? Mit dem Digital with Purpose Movement versuchen wir, die CEOs herauszufordern, sich an diesem Wettlauf um die Spitzenposition zu beteiligen, der von der Nachhaltigkeit als der richtigen Art und Weise des Wirtschaftens angetrieben wird. Es ist auch das Klügste, was man tun kann. Warum? Weil ein nachhaltiges Unternehmen die Reputation und den Shareholder Value erhöht. Es wäre hervorragend, wenn CEOs Nachhaltigkeit nicht länger als ein „nice to have“ wahrnehmen würden. Sie sollten nicht danach fragen, was Nachhaltigkeit kostet, sondern stattdessen die Teams auffordern, den Nutzen der Nachhaltigkeit aufzuzeigen.

Digital with Purpose ist eine Bewegung, die sich durch Ehrgeiz und Disruption auszeichnet. Ich hoffe, dass die meisten, wenn nicht sogar alle CEOs in unserer Branche diese Bewegung positiv aufnehmen. In unserer Branche hat Disruption einen hohen Stellenwert. Das von der Digital with Purpose-Bewegung gesetzte Ziel wird Unternehmen belohnen, indem diese Bewegung zusätzliche Geschäftsmöglichkeiten mittels neuer Geschäftsmodelle und verstärkter Innovation schafft. Bei Digital with Purpose geht es darum, in einer zweckausgerichteten digitalen Welt „best-in-class“ zu sein, Geld zu verdienen und diese Welt durch die Nutzung disruptiver technologischer Möglichkeiten zu einem besseren Ort zu machen, eine Agenda für die Menschen voranzutreiben und eine Gesellschaft anzustreben, die auf Sicherheit und Vertrauen basiert. Mit einem Wort: eine nachhaltige Welt.

Welche Maßnahmen hat GeSI ergriffen, um ihr Tagesgeschäft nachhaltig zu betreiben?

Wir haben uns mit zwei zentralen Handlungsbereichen befasst: Im so genannten Compliance-Bereich haben wir verschiedene Instrumente entwickelt, die unseren Mitgliedern helfen sollen, Herausforderungen zu bewältigen, die sie in ihren jeweiligen Lieferketten, im Bereich des Klimawandels, bei der Effizienzsteigerung oder beim Verständnis ihrer zentralen Probleme haben. Auf der anderen Seite helfen wir ihnen mit Thought Leadership-Forschung. Unserer Forschung liegt die Vision zugrunde, die ganz klar anzeigt, wo wir sind und wo wir sein müssten. Dies war der Fall bei den GeSI Smart-Berichten und zuletzt bei unserem Digital with Purpose-Bericht, der jetzt zur Digital with Purpose-Bewegung wird. Bei der DWP-Bewegung geht es um zwei Dinge: zum einen um den Wettbewerb zwischen den Unternehmen in Sachen Nachhaltigkeit, zum anderen, und das ist wahrscheinlich wichtiger, um das kollektive Handeln aller Unternehmen, um gemeinsam etwas zu bewirken.

Mein Ziel wäre, bis 2030 sagen zu können, dass wir 100 % der SDGs beeinflussen können und nicht nur 22 %, wie in unserem Bericht Digital with Purpose abschließend festgestellt wurde. Darauf konzentrieren wir unsere Bemühungen im Moment. Eine gut funktionierende Zusammenarbeit wird uns helfen, unsere wichtigsten Ziele zu erreichen.

Können Sie uns zum Abschluss des Interviews einige Beispiele für die digitalen Tools nennen, die bei GeSI zum Einsatz kommen?

Lassen Sie mich mit dem GeSI-Materiality-Bericht und den Tools beginnen. Wir waren weltweit die erste Unternehmensorganisation, die einen Branchen-Materiality-Bericht erstellt hat, um die zentralen Bereiche zu verstehen, mit denen sich jedes Unternehmen in der digitalen Welt befassen musste. Wir stufen die Bereiche von „Wert für das Unternehmen“ bis „Wert für die Gesellschaft“ ein, und daraus können Unternehmen dann wichtige zentrale Fragen oder Probleme ableiten. Wir haben diesen Bericht und die entsprechenden Tools regelmäßig aktualisiert – die letzte Aktualisierung erfolgte im Jahr 2019. Wir freuen uns, dass unsere Mitglieder und viele andere Unternehmen diesen Bericht nutzen, sobald sie ihre Nachhaltigkeitsberichte erstellen.

Um die Herausforderungen der Lieferketten von Unternehmen anzugehen, haben wir ein Tool mit der Bezeichnung E-TASC – Abkürzung für „Electronics – Tool for Accountable Supply Chains“ – entwickelt. E-TASC überwacht die Leistung des Unternehmens in Bezug auf seine Lieferkettenaktivitäten, und falls bei Unternehmen Abweichungen vorliegen, können sie zunächst mit einem Maßnahmeplan beginnen oder eine Prüfung über unsere Wirtschaftsprüfungsgesellschaften durchführen lassen. Auf diese Weise können Unternehmen ihre Leistung in der Lieferkette verbessern und Herausforderungen wie Kinderarbeit, Menschenrechtsverletzungen oder Umweltauswirkungen angehen. Darüber hinaus ist es auch eine Möglichkeit, die Stakeholder besser zu informieren.

Und schließlich das „Sustainability Assessment Framework“ (SASF; Rahmenprojekt zur Nachhaltigkeitsbewertung), das von dem Öko-Institut in Deutschland für GeSI entwickelt wurde. Dieses Tool umfasst rund 100 relevante Nachhaltigkeitsindikatoren, die es den Unternehmen ermöglichen, die Nachhaltigkeitsleistung ihrer Produkte und Dienstleistungen nachzuvollziehen und so die zur Verbesserung erforderlichen Maßnahmen umzusetzen. Wie in einer unserer Fallstudien dargestellt, kann das SASF auch für Rechenzentren genutzt werden.

Herzlichen Dank für das spannende Gespräch, Herr Neves!

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Luis Neves ist CEO der Global Enabling Sustainability Initiative (GeSI). Zuvor arbeitete Luis für die Deutsche Telekom, wo er verschiedene Positionen in der Abteilung für Nachhaltigkeit innehatte. Ab Dezember 2008 wurde Luis die Position des Vice President Corporate Responsibility übertragen. Mit Wirkung vom Februar 2012 wurde er zum Officer der Gruppe für Klimawandel und Nachhaltigkeit ernannt. Luis vertrat das Unternehmen in vielen verschiedenen Organisationen – unter anderem bei GeSI, dessen Vorsitzender er 11 Jahre lang war. Jetzt in seiner Funktion als CEO mag der Wechsel zu GeSI eventuell anders als sein beruflicher Werdegang verlaufen sein, den Luis nach seinem Ausscheiden aus der Deutschen Telekom im Jahr 2017 geplant hatte, aber es war genau das, was er sehnlichst anstrebte, denn es gab ihm mehr Freiheit, mit unterschiedlichen Unternehmen zu arbeiten. Vor seiner Zeit bei der Deutschen Telecom war Luis bei der International Telecommunications Union (ITU) in Genf tätig, und während seines Aufenthalts in Portugal arbeitete er 25 Jahre für die Portugal Telecom.