Smart City: Intelligentes Miteinander ist gefragt

Was sind die Voraussetzungen für vernetzte Services in einer Stadt? Das wollten wir von Claus Eßmann, Smart-City- und IoT-Experte sowie Principal bei Adjuitec, wissen. Ein Gespräch über faire Preis- und Businessmodelle für Dienste in Smart Cities - und warum Insellösungen zu vermeiden sind. 

Smart City ist in aller Munde. Was ist wichtig, damit über Initiativen nicht nur geredet wird, sondern tatsächlich etwas passiert?

Grundsätzlich passiert ja auch etwas, wie etwa die Smart-Parking-Projekte in Hamburg, Dortmund und Darmstadt oder die Initiativen bei „Monheim 4.0“ zeigen. Damit Smart Cities tatsächlich ganzheitlich über Bereiche wie Energie, Verkehr, Umwelt und Bürgerservices hinweg funktionieren, ist es wichtig, dass sowohl öffentliche Verkehrsträger als auch Privatunternehmen nicht in übliche Verhaltensweisen verfallen und nur ihr „eigenes Süppchen“ kochen. Denn dann entstehen in der Regel nur Insellösungen. Aus technischer Sicht ist es eben essentiell, dass Daten über standardisierte Interfaces an eine zentralisierte Smart-City-Plattform geliefert und dort auch weiterverarbeitet werden können. Dies erfordert natürlich, dass alle Daten im gleichen Standardformat vorliegen.

Auch wenn dies zunächst befremdlich klingt: Im großen Maßstab kann dies eigentlich nur funktionieren, wenn konkrete Lösungen tatsächlich von oben vorgegeben werden. Konsequent zu Ende gedacht, bedeutet das sogar, dass Autos, die nicht über die erforderlichen Standards zum Datenaustausch verfügen, auch nicht mehr in die Smart City hineingelassen werden.

Also stehen vor allem die Behörden in der Pflicht?

Bei allen Themen kommen wir natürlich schnell zu den Regulierungsfragen: Behörden wie das Bundeskraftfahramt oder das BSI (Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik) wollen und sollen sicherlich die Kontrolle behalten, dafür müssen sie jedoch auch zügig konkrete Initiativen ergreifen, um nicht selbst von anderen gelenkt bzw. vor fertigen Tatsachen zu stehen.  

Damit meine ich, dass Bundesämter zumeist immer etwas empfehlen, was irgendwie einzuhalten ist. Erfolgreiche und intelligente Smart Cities würden aber von konkreten Vorgaben für Datenformaten für Endgeräte und Server sehr profitieren, weil erst so der übergreifende Austausch von Auslastungs- oder Steuerungsinformationen möglich ist. Auch müsste der Backend-Server einer IoT- oder Smart-City-Plattform eigentlich bei der IT der Stadt oder einem eng verbundenen Dienstleister gehostet sein. In der Realität gibt es aber noch kaum zentrale Plattformen. Auch die bekannte Smart-Parking-Lösung von Libelium verarbeitet die Parkdaten auf einem eigenen Server, der wiederum parallel zu weiteren Plattformen einer Stadt läuft.  So entstehen Silo-Lösungen und die einzelnen Use Cases einer Smart City kommunizieren nicht miteinander.

Wie könnten sich ganzheitliche, ineinandergreifende Smart-City-Services besser durchsetzen?

Einmal, indem sich alle Beteiligten die Vorteile solcher kooperativen Modelle besser vor Augen führen. Städte- und Regionalverwaltungen haben ja starke Motivationen, die Transformation zu einer Smart City voran zu treiben. Auf der einen Seite stehen die Kostenoptimierungen durch gemeinsame Datenhaltung der verschiedenen Behörden, womit sich viele verschiedene schriftliche Anfragen einsparen lassen. Essentiell sind Bürgervorteile wie die Unterstützung von intermodaler Mobilität mit zentraler Verkehrsteuerung zur Vermeidung von Abgasen, ein vernetzter Parkplatzservice oder auch Entsorgungssysteme, die durch Sensoren in den Mülltonnen jederzeit wissen, welche Mülltonnen überhaupt geleert werden müssen.

Und natürlich geht es auch darum, faire Preis- und Businessmodelle für Dienste in Smart Cities zu schaffen, damit keine Luxusdienste entstehen, denn IoT-Services rentieren sich ja umso mehr, je mehr Nutzer daran teilnehmen. Dabei müssen alle Beteiligten auch  bedenken, dass im Bereich Smart Cities der Return of Investment durchaus einige Jahre umfassen kann, da bei ganzheitlichem Vorgehen durch Hardware- und Softwareinstallationen sowie neue Prozesse größere Investitionen nötig sind. Daran wird auch künftig kein Weg vorbeiführen.

Das Interview führte