SAP S/4 HANA: Cloud oder/und On-Premise?

Für SAP-Kunden führt kein Weg an S/4HANA vorbei. Doch welcher Weg ist der richtige? Und welches Zielsystem peilen die Unternehmen an? Ein Wechsel in die Cloud? Oder wie bisher auf eine On-Premise-Lösung setzen? Detecon macht den Selbsttest und rät den SAP-Kunden zu einem zweigleisigen Ansatz.

Die jüngsten Zahlen der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe (DSAG) zeigen: Lediglich zehn Prozent der SAP-Stammkunden wollen Kernprozesse in die Cloud verlagern. Viele Anwender sorgen sich, dass Cloud-Systeme nicht mehr alle Geschäftsprozesse abdecken. Und nur 41 Prozent werden bis 2025 auf die S/4HANA gewechselt sein. Unternehmen müssten sich aber vermehrt der komplexen Aufgabe stellen und ihre Architektur der Zukunft aufbauen. Sie benötigten aber verschiedenste Hilfestellungen, so die DSAG.

S4/HANA ist kein Update, sondern eine Transformation

Diese Ergebnisse einer Umfrage unter den DSAG-Mitgliedern aus dem Herbst 2018 spiegeln die Unsicherheit, die nach wie vor unter den SAP-Kunden herrscht. Während manche SAP-Beratungen und Systempartner propagieren, der Umstieg auf S4/HANA sei überschaubar kompliziert, hat Detecon zunächst das eigene SAP-System in Richtung S4/HANA transferiert. Das Resümee nach der Halbzeit: Wie in allen SAP-Projekten früherer Zeiten lässt sich das bisherige System auch heute nicht auf Knopfdruck überführen. Da S4/HANA nicht einfach nur ein Update auf ein neues Release ist, sollten SAP-Kunden die Gunst der Stunde nutzen und ihre Prozesse auf den Prüfstand stellen. Erst dann folgt die Entscheidung für oder gegen die Cloud. Es muss kein Entweder-oder sein. Gerade für größere Unternehmen bietet es sich an, zweigleisig zu denken.

Erst die Prozesse, dann die Technik 

Jedenfalls sollte Unternehmen klar sein: Der Umstieg auf S/4HANA ist zunächst kein technisches Projekt, da sich grundlegende SAP Features wie die In-Memory-Datenverarbeitung nicht voneinander unterscheiden. Vielmehr steht an erster Stelle die Analyse der Kernanforderungen und Prozesse. So kommt die Frage auf, ob das, was ein SAP-Nutzer bisher machte, tatsächlich relevant ist. Muss ich eventuell mein Geschäftsmodell anpassen? Und die eigenen Prozesse hinterfragen? Und dazu gehört es auch, die Geschäftsstrategien für die kommenden Jahre zu definieren, Business-Cases auszurechnen und daraus die Anforderungen an ein neues System abzuleiten. Und dann erst macht es Sinn, eine Roadmap zu definieren.

Ein Beispiel: Plant ein Unternehmen, zukünftig Predictive-Maintenance-Lösungen zu nutzen, muss klar sein, welche Daten von welchen Maschinen und Geräten, an welchen Standorten und in welchen Zeiträumen gesammelt und analysiert werden sollen. Erst wenn dieser Schritt gemacht ist, lässt sich sagen, ob SAP eine entsprechende Funktion in der Cloud bereitstellt. Fest steht: Noch bietet S4/HANA Cloud nicht denselben Funktionsumfang.

Agil, schlagkräftig und Kosten einsparen

SAP-Projekte brauchen also auch unter S/4HANA individuell zugeschnittene Beratungsleistungen. Mit dem Unterschied: Lassen sich eigene Prozesse bei On-Premise-Lösungen nahezu nach Belieben im System abbilden, gibt S/4HANA aus der Cloud vor, wie die Prozesse auszusehen haben. Was dazu zwingt, bestehende Prozesse zu überdenken. Denn oftmals sind über die Jahre Prozessungetüme und IT-Systeme entstanden, die dem Wunsch nach Agilität, Schlagkraft und Kosteneinsparung entgegenstehen. Wer Prozesse so weiterführt wie bisher, muss sich die Frage stellen: Woher soll der Mehrwert für den Umstieg auf S4/HANA kommen?

Besonders Unternehmen mit Konzernstrukturen - ob Mittelstand oder Großunternehmen - befürchten, sie könnten durch die vorhandene Komplexität nicht von den Vorteilen von S4/HANA aus der Cloud profitieren. Was dem zunehmenden Tempo des Markts entgegensteht. In Folge der Digitalisierung können sich auch Großunternehmen nicht leisten, ihre IT-Systeme wie bisher über mehrere Jahre umzustellen.

Mit Schnellbooten den Umstieg aus S4HANA lernen

Detecon hat im Zuge des eigenen S/4HANA-Projekts gelernt, Schnellboote zu definieren, die sich einerseits einfach in der S/4HANA Cloud abbilden lassen. Andererseits bleibt es derzeit kaum aus, komplexe, individuelle Prozesse weiterhin On-Premise zu beziehen. Für die Cloud bieten sich Standardprozesse an, die in jedem Unternehmen weitgehend identisch sind. Dies kann beispielsweise im Finanzwesen die intelligente Kontenabstimmung sein oder die automatisierte Rechnungserkennung. Im Vertrieb lassen sich Logistik und Auftragsabwicklung mit Selfservice-Komponenten sowie katalogbasierten und plangesteuerten Funktionen optimieren.

Weitere Speedboote können in Großunternehmen und Konzernen kleinere Tochterfirmen sein, die sich komplett in SAP S4/HANA abbilden lassen. Diese haben dann die Chance, schnell von den Vorteilen der Cloud zu profitieren. Denn in vielen Bereichen verändern sich die Märkte in einem derart hohen Tempo, kommen neue Wettbewerber ins Spiel und greifen in kurzer Zeit Umsätze ab, dass ein Warten auf die Umstellung des Gesamtkonzerns das eigene Geschäft ruinieren kann.

Kleinere Einheiten in S4/HANA Cloud abbilden

Am Ende der Transformation von SAP R/3 auf S4/HANA muss nicht stehen, den aus Geschwindigkeitsgründen entstandenen Cloud-Anteil mit der On-Premise-Lösung zu verheiraten. Über Schnittstellen lassen sich da wo notwendig Daten in jede Richtung austauschen und zusammenführen. So könnte der digitale Core-Block weiterhin On-Premise laufen, die Sonderprozesse über von der Cloud vordefinierte Features ergänzen.

Haben Sie mehr Fragen zu unseren SAP-Leistungen? Unsere Experten freuen sich auf Ihren Anruf!

Vielen Dank für die Mitarbeit an diesem Artikel an unserem Alumni Dirk Schmadel.