Wie die Automobilindustrie am Ball bleiben kann

Seit dem von Carl Benz im Jahr 1886 gebauten Motorwagen entwickelt sich die Automobilindustrie bis heute in einer rasanten Geschwindigkeit. Überraschenderweise glaubte Kaiser Wilhelm II damals noch, dass es lediglich eine vorübergehende Erscheinung sei und die Zukunft nicht dem Automobil, sondern dem Pferd gehören wird.

Solche Fehleinschätzungen geschehen auch heute, insbesondere einige große Unternehmen wurden vom technologischen Wandel überrascht, denkt man beispielsweise an die ehemaligen Weltfirmen Kodak oder Nokia. Der Druck auf die Automobilindustrie wächst, die Technik ist nahezu ausgereift, elektrische Systeme bestimmen den Wert des Fahrzeugs, die technischen Schwerpunkte entfernen sich von den Komponenten des Verbrennungsmotors. Vor diesem Hintergrund analysieren wir, die Management- und Technologieberatung Detecon International, permanent, welches die maßgeblichen Trends in der Automobilbranche sind und insbesondere welche Handlungsfelder sich daraus leiten. Methodische Grundlage der Recherche und Analyse ist der Detecon-Trendradar. Mit diesem systemgestützten Tool wird eine wertvolle Grundlage geschaffen, um unsere Kunden gut für die digitale Zukunft rüsten zu können.

Bilderklärung: Mit dem Trendradar erfolgt eine kollaborative Identifikation, Auswahl, Strukturierung und Bewertung von Trends und Technologien, deren grafisches Ergebnis die Visualisierung von Trends, Technologien, Schwerpunkten und Handlungsfeldern ist.

Der Kunde im Mittelpunkt

Eine der wichtigsten Aufgabe der Automobilindustrie ist es, den Kunden in den Mittelpunkt des Leistungsangebots zu setzen. Was trivial klingt, ist in der Umsetzung eine Herausforderung. Der Kunde fordert heute bedarfsgerechte individuelle Mobilitätsangebote statt einzelner, selektiver Services. Es ist nicht damit getan, das Flaggschiff mit mehr Funktionen auszustatten, ebenso wird es nicht mehr reichen, alleine mit einem Produktderivat Marktführer zu sein. Stattdessen sind ganzheitliche Mobilitätskonzepte gefragt, die den Kunden inklusive aller möglichen Fortbewegungsmittel von A nach B bringen und das auf dem schnellsten oder auch günstigsten Weg.

Der Einfluss des autonomen Fahrens stellt dabei nur einen zusätzlichen Aspekt dar. Der technische Anteil ist nicht mal die größte Herausforderung für die Industrie, wie der enorme Fortschritt der letzten Jahre exemplarisch gezeigt hat. Die eigentliche Aufgabe ist die Einbindung in ein Ökosystem. Dazu zählen unter anderem Fragen, auf welche Weise umfassende Connected-Service-Dienstleistungen im Fahrzeug realisiert werden können. Diese sollen die Brücke zum Kunden schlagen, in dem sie seine Bedürfnisse in vielfältigsten Situationen erkennen und adressieren.  Digitale Assistenten, wie Siri, Alexa und Google Assistant wie auch weitere Sensoren und Assistenten helfen dabei. Das Fahrzeug wird so zu einem Marktplatz für passgenaue Servicedienstleistungen. Klar ist: Das Spielfeld der Wettbewerber der Automobilindustrie wird sich sowohl um neue Mobilitätsanbieter als auch Player aus den Innovationszentren der Welt wie dem Silicon Valley erweitern.

Agilität in das Unternehmen integrieren

Echte Digital Champions zeichnen sich durch Agilität und Innovationsstärke aus. Sie stellen zum einen den Kunden konsequent in den Mittelpunkt, erfassen Bedürfnisse schnell und bieten passende Lösungen an und können zum anderen den Time-to-Market erheblich verkürzen. Diese Eigenschaften zu beherrschen, bildet für die Automobilindustrie ein weites Handlungsfeld, um zukünftig bessere Servicedienste in kürzerer Zeit anbieten zu können. In der Praxis stellt sich das als nicht so einfach heraus, da sich die Arbeitsweise der Menschen und damit auch die Kultur ändert. Gelingt es Unternehmen, disruptive Innovationen mit inkrementellen Entwicklungsprozessen wie auch zukunftsfähigen IT-Architekturen, in Einklang zu bringen, sind wichtige Voraussetzungen geschaffen. Agile Methoden beschleunigen zwar Vorhaben dabei, müssen aber auch eine intelligente Balance mit klassischen Organisationen und ihren Hierarchiestrukturen eingehen können.

New Work

Ein Miteinander von agiler und klassischer Organisation braucht zudem neue Arbeits- und Kollaborationsmodelle. Für eine effiziente Zusammenarbeit werden geeignete Tools benötigt, die agile Arbeitsweisen unterstützen. Die Arbeit muss von überall zu erledigen sein. Die Kommunikation darf sich nicht auf ineffiziente Besprechungen beschränken, sondern muss sich der Funktionsweise von Social-Media-Kanälen angleichen. Arbeitsumgebungen für kreative, kollaborative und für konzentrierte Arbeit sind zu schaffen. Zufällige Begegnungen und Mitarbeiteraustausch werden gefördert, klassische Einzelbüros eher aufgelöst. Mut und Freiraum für persönliche Inspiration, Kreativität und neue Ideen sind zu fördern.

Ökosystem und Konzentration auf die Stärken

Im und um das Auto herum ist ein digitales Ökosystem zu schaffen, mit Partnern, die zu den Besten ihres Faches zählen. Nur wenn sich die Kernkompetenzen der Partner ergänzen, wird es gelingen erfolgreiche Ökosysteme auf den Markt zu bringen. Gerade um technologische Anforderungen und Kundenwünsche zu erfüllen, müssen neue und alte Marktteilnehmer aus der Digital-, Telekommunikations- und Softwareindustrie an der Wertschöpfung beteiligt werden. Auf diese Weise entsteht eine Welt voller neuer Marktchancen, so dass der Fokus auf die eigenen und bewährten Stärken gekoppelt mit einem funktionierenden Ökosystem künftig ein Garant für den Unternehmenserfolg sein wird.