Das Metaverse als Chance: Mit digitaler Ethik eine bessere virtuelle Welt gestalten

Das Metaverse ist eine virtuelle Welt, die derzeit Technologieunternehmen wie Meta prägen, vorantreiben und weiterentwickeln. Es bietet eine immersive Erfahrung, d.h. Nutzer können in eine vollständig digitale Umgebung eintauchen und sich dort mit anderen Besuchern in Echtzeit treffen und interagieren. Das Metaverse birgt jedoch auch ethische Dilemmata, die es zu berücksichtigen gilt.

Zum Umgang mit ethischen Herausforderungen, die das Metaverse aufwirft, ist ein Prozess des strategischen Foresight ein wichtiges Hilfsmittel. Dieser Prozess ermöglicht es, verschiedene Zukunftsszenarien für weitere Entwicklungen im Metaverse zu identifizieren und zu analysieren.

Der strategische Foresight-Prozess beginnt in der Regel mit der Identifizierung von Treibern für einen technologischen Wandel. Das sind Faktoren, die die zukünftige Entwicklung höchstwahrscheinlich beeinflussen werden. Darauf aufbauend werden verschiedene Zukunftsszenarien entwickelt und analysiert, die eine breiter Perspektive auf zukünftige Entwicklungen schaffen sollen (vgl. Klüfers, Masala, Tepel, Tsetsos).

Im Metaverse können Treiber des Wandels etwa Faktoren wie technologische Innovationen, Veränderungen in der Arbeitswelt und demographische Entwicklungen sein. Szenarien, die im Rahmen des Foresight-Prozesses entwickelt werden, sollen daher mögliche Entwicklungen und Herausforderungen aufzeigen. Dazu können etwa Aspekte wie Datenschutz, digitale Identität und Diskriminierung zählen.

Insgesamt ermöglicht die Analyse dieser Szenarien und die Ableitung von Handlungsempfehlungen und ethischen Leitlinien es Unternehmen und Organisationen, frühzeitig auf möglichen Handlungsbedarf vorbereitet zu sein.

Detecon hat in einem Foresighting zu ethischen Herausforderungen im Metaverse folgende Szenarios abgeleitet:

Unbeabsichtigtes Profiling der mentalen Gesundheit

Dieses erste Szenario befasst sich mit einem KI-Chatbot, der in einer Metaverse-Plattform eingesetzt wird, um Kunden im Virtual Shop zu unterstützen. Dieser erstellt unbeabsichtigt ein Profil der psychischen Gesundheit der Kunden. Er erkennt subtile sprachliche Hinweise, die auf eine Depression hindeuten könnten. Der KI-Chatbot, der als Blackbox agiert, passt sein Verhalten, seine Angebote und seinen Interaktionsstil auf der Grundlage dieser Informationen an, ohne dass die Entwickler dies explizit anweisen. Dieses unbeabsichtigte Profiling könnte dazu führen, dass die Schwächen der Kunden, wie z. B. Suchttendenzen, gezielt ausgenutzt werden, um den Umsatz zu steigern. Diese unethische Vorgehensweise bliebe so lange unbemerkt, bis fortschrittliche Erklärungsansätze oder Musteranalysen das Problem öffentlich aufdecken.

Wirtschaftliche Ausgrenzung durch die Verbannung aus dem Metaverse

Im zweiten Szenario wird das Metaverse zu einem wesentlichen Bestandteil des täglichen Lebens, da es bedeutende wirtschaftliche, soziale und beruflichen Möglichkeiten bietet. Jedoch könnten einige Personen aufgrund von Verstößen gegen die Community-Richtlinien, aus rechtlichen Gründen oder aufgrund anderer Umstände von der Plattform ausgeschlossen werden. Zudem würden sie sich so mit schwerwiegenden wirtschaftlichen Nachteilen konfrontiert sehen. Sie verlieren den Zugang zu virtuellen Arbeitsplätzen, Vernetzungsmöglichkeiten und wichtigen Dienstleistungen, die ausschließlich im Metaversum verfügbar sind. Die Ungleichheit zwischen denen, die am Metaversum teilnehmen können, und denen, die dies nicht können, verschärft die soziale Ungleichheit und schafft eine neue Form der wirtschaftlichen Marginalisierung/Benachteiligung. Diese Situation wirft einerseits ethische Bedenken hinsichtlich der Fairness und der Verantwortung eines Unternehmens bei der Verwaltung des Metaversums auf. Gleichzeitig wird das Potenzial für gravierende, wirtschaftliche Nachteile von Bevölkerung und Arbeitskräften deutlich.

Kulturelle Identität und Desinformation

Das dritte Szenario ermöglicht den Nutzern des Metaversums, prinzipiell Avatare verschiedener Kulturen, Ethnien und Hintergründe sowie Hierarchien oder gar berühmter Persönlichkeiten zu erstellen. Einerseits fördert diese Funktion die Vielfalt und den persönlichen Ausdruck und kann genutzt werden, um Botschaften zu übermitteln. Andererseits kann die Funktion aber auch zu einem Nährboden für böswillige Absichten werden. Bestimmte Personen oder Gruppen könnten dies ausnutzen, um sich als andere Personen, Geschlechter, Kulturen und Ethnien auszugeben, um Desinformation zu verbreiten, Stereotypen aufrechtzuerhalten oder Konflikte zwischen Gemeinschaften zu schüren. Diese Imitatoren verwenden ihre Avatare, um spaltende Botschaften zu verstärken und die öffentliche Meinung zu manipulieren, während sie ihre wahre Identität verbergen. Diese Praxis untergräbt das Vertrauen zwischen den Nutzern, fördert ein toxisches Umfeld und wirft ethische Bedenken auf.

Ethisches Dilemma der Nutzung von Gesundheitsdaten

In diesem finalen Szenario sind die integrierten Sensoren einer Metaverse-Plattform mit KI-Algorithmen kombiniert. Sie können frühe Symptome oder Anzeichen von Krankheiten wie Parkinson, Herzinfarkt oder sogar Schlaganfall erkennen. Gleichzeitig kann die Verwendung von Metaverse-Geräten bei einigen Nutzern mit potenziellen Gesundheitsproblemen in Verbindung gebracht werden z. B. Augenbelastung, Kopfschmerzen oder Reisekrankheit. Diese Situation kann Unternehmen vor ein komplexes ethisches Dilemma stellen. Wenn das Unternehmen beschließt, die Gesundheitsdaten zu nutzen, verstößt es möglicherweise gegen Datenschutzgesetze und verbreitet gesundheitliche Probleme, die durch Metaverse-Endgeräte verursacht werden. Ignoriert das Unternehmen hingegen die Informationen, könnte es fahrlässig sein, nicht rechtzeitig einzugreifen und möglicherweise Leben zu retten. Dieses kombinierte Szenario verdeutlicht die Herausforderungen, wenn ein Gleichgewicht zwischen der Privatsphäre der Nutzer, der Verantwortung des Unternehmens und der potenziellen Haftung für Gesundheitsschäden im Raum steht. Daher sind transparente und rechenschaftspflichtige Ansätze im Umgang mit diesen und ähnlichen Herausforderungen Pflicht.

Was ist jetzt zu tun?

Basierend auf dem Foresighting und der Analyse der ethischen Implikationen des Metaverse sollten Unternehmen und Organisationen ethische Leitlinien für ihre eigenen Plattformen und den Umgang mit externen Plattformen entwickeln. Es ist wichtig, sich frühzeitig mit den ethischen Herausforderungen des Metaverse auseinanderzusetzen. Nachgelagert können Produkte und Services entwickelt werden, die die Einhaltung der Leitlinien im Arbeitsalltag absichern und vereinfachen. Dazu können etwa Assessments, Handlungsanleitungen, Trainings- und Schulungsangebote, Awareness-Kampagnen und vieles mehr zählen.

Nutzer sollten hierbei eng in den Entwicklungsprozess eingebunden werden. Eine transparente und offene Kommunikation ist unerlässlich, um Vertrauen aufzubauen und ein sicheres und verantwortungsbewusstes Metaverse zu gewährleisten.

Digital Engineering Center

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Unser Ziel ist es, maßgeschneiderte Lösungen anzubieten, die auf spezifische Bedürfnisse und Anforderungen zugeschnitten sind. Wir setzen dabei auf eine enge Zusammenarbeit mit unseren Kunden und eine transparente Kommunikation zwischen allen Stakeholdern, damit die Ergebnisse unseren gemeinsamen ethischen Standards entsprechen.