Vom Kauf zur Technologiepartnerschaft – die Zukunft in der Medizingerätebeschaffung

Technologiepartnerschaft – ein erfolgreiches Konzept aus der Luft- und Raumfahrt erlaubt Kostenoptimierung, bessere Versorgungsqualität und Mitarbeiter*innenzufriedenheit im Krankenhaus. Lesen Sie im nachfolgenden Artikel, wie die Zukunft in der Medizingerätebeschaffung aussieht.

Kostendruck, Personalmangel und Frustration beim bestehenden Personal – ein Krankenhaus im Jahr 2023 zu führen, birgt neue und wachsende Herausforderungen. Es braucht kurzfristige und intelligente Strategien, sodass die Versorgung und der Betrieb langfristig gesichert sind. Wie wäre es mit einem erprobten Modell, welches drei bis fünf Prozent der Gesamtkosten des Krankenhauses, 70 Prozent der Patient*innenkontakte betrifft und die Zufriedenheit des Personals sowie der Zuweisenden verbessern kann? (Quellen: Mayo Clinic; The Lewin Group)

Chancen und Herausforderungen durch Technologien im Gesundheitswesen

Das Konzept der Technologiepartnerschaft ist keineswegs neu. Ein Beispiel aus der Luftfahrtindustrie zeigt, dass Unternehmen wie Rolls-Royce Triebwerke für verschiedene Flugzeughersteller zur Verfügung stellen und dabei lediglich die tatsächliche Flugzeit in Rechnung stellen (Quelle: Rolls-Royce). Die Leistung wird erbracht, die Wartung, der Einkauf und das Risiko werden jedoch abgegeben, bzw. in manchen Fällen geteilt.

Die Kombination aus Technologien und der Digitalisierung hat sich in der Medizin bisher als herausfordernd erwiesen. Beim Einsatz neuer Technologien und Digitalisierungsstrategien besteht erfahrungsgemäß eine gewisse Ablehnung und Zurückhaltung vieler Klinikmitarbeiter*innen. Die bloße Digitalisierung eines Prozesses führt nicht zwangsläufig zu einer Effizienzsteigerung und ist häufig mit Mehraufwand verbunden.

Ein zusätzlicher digitaler Aufwand von fünf Minuten je Patient*in ergibt bei 12 Patient*innen eine zusätzliche Arbeitsstunde. Digitalisierung ist nur dann von Mehrwert, wenn Prozesse detailliert optimiert und umstrukturiert werden.

Es gibt Technologien innerhalb der medizinischen Wertschöpfungskette, die unverzichtbar sind. Als eigene Facharztausbildung hat sich die Radiologie auf bildgebende Technologien spezialisiert. Ohne moderne Innovationen wäre dort und in anderen medizinischen Bereichen die gesamte Wertschöpfungskette der Patient*innenversorgung in der heutigen Form undenkbar.

Diverse Errungenschaften bringen oftmals neue Aufwände mit sich, wie beispielsweise Wartungen, Zertifizierungen und Schulungen.

Technologiepartnerschaft „in a nutshell“

Das neue Konzept überträgt Mehraufwände auf den Technologiepartner und erlaubt dem Klinikpersonal, sich auf seine Kernkompetenz, die Diagnostik und Patient*innenversorgung zu fokussieren.

Eine Technologiepartnerschaft kann sich über eine große Bandbreite erstrecken. Der klassische Weg sieht heute meist so aus: Es gibt eine Ausschreibung mit einem Katalog spezifischer Medizingeräteanforderungen, hinzu kommt ein Wartungsvertrag mit Schulungen, Re-Zertifizierungen und Support. Letztlich muss das Krankenhaus und der Technologiepartner sicherstellen, dass all dies gut funktioniert.

In einer Technologiepartnerschaft schließt das Krankenhaus gemeinsam mit einem Partner einen langfristigen Vertrag (z. B. über mehr als 10 Jahre) ab. Dabei dürfen auch Geräte anderer Hersteller genutzt werden, jedoch ist der Fremdgeräteanteil begrenzt, um entsprechende Vorteile zu erzielen, z. B.:

  1. weniger Aufwand bei Ausschreibungen,
  2. eine Homogenisierung des Geräteparks sowie
  3. Kosteneinsparungen und reduzierter Schulungsaufwand.

Auf Basis dessen kann eine Partnerschaft weiter ausgebaut werden. Beispielsweise durch gemeinsame Forschung, Testen neuer Geräte, verschiedene Finanzierungsmodelle, Optimierungen z. B. in der Marktforschung oder bei Patient*innenflüssen, sowie im Marketing.

Ärzt*innen, Pflegepersonal und andere Mitarbeiter*innen konzentrieren sich somit auf ihren konkreten Leistungsauftrag, während MedTech-Unternehmen die Wartung und Funktion der Geräte sicherstellen und sich um die Optimierung des Betriebes kümmern. Dies führt zu einer höheren Mitarbeiter*innenzufriedenheit – Entlastung des Klinikpersonals und Re-Fokussierung auf eigene Kernkompetenzen und den Patient.

Fazit

Die Technologiepartnerschaft ermöglicht die Planbarkeit und Kontrolle der Kosten für ein investitionsintensives Gesundheitssystem. Durch die Flexibilität einer Partnerschaft mit gemeinsamem Zielbild verfügen MedTech-Unternehmen fortlaufend über modernste Technologien, die dem Krankenhaus während der Zusammenarbeit zur Verfügung stehen.

Zudem werden Prozesse effizienter und individuell auf die Herausforderungen der Krankenhäuser zugeschnitten. Auf Auslastungsprobleme oder Ausnahmesituationen, wie beispielsweise die vergangene COVID-Pandemie, kann flexibel reagiert werden.

Eine solche Zusammenarbeit hat sich in anderen Industrien bewährt und etabliert sich nun auch im Gesundheitswesen. Die Synergien zwischen MedTech-Unternehmen und Krankenhäusern ergeben für beide eine Win-win-Situation. Diese Art von Partnerschaft wird in Zukunft eine immer wichtigere Rolle spielen, um die Versorgungsqualität im Gesundheitswesen weiterhin nachhaltig zu verbessern und sich im Gesamtwettbewerb zu behaupten.