Die globale Erderwärmung erfordert sofortiges Handeln. Digitalisierung ist - intelligent eingesetzt - ein starkes Instrument, um den CO2-Fußabdruck zu verringern. Insbesondere Unternehmen stehen in der Pflicht. Wie sollte eine nachhaltige Digitalisierungsstrategie aussehen, die auf dem Weg zu Klimaverträglichkeit und Nachhaltigkeit sowie Effizienz hilft?
Der Klimawandel ist eine der größten Herausforderungen, mit der sich die Menschheit konfrontiert sieht. Ein Planet B mit unendlichen Ressourcen, wo Güterproduktion nach altem Muster weiter fortfahren kann, ist nicht in Sicht.
Um achtsamer mit den Ressourcen umzugehen, ergreifen Gesetzgeber und Regulierungsbehörden weltweit Maßnahmen wie etwa das Pariser Abkommen oder den Green Deal der Europäischen Union. Ein Ziel für die deutsche Industrie stellt etwa die angestrebte Reduzierung von 262 Millionen Tonnen CO2 bis 2030 dar. Diese ehrgeizige Maßnahme wird derzeit nach verschiedenen Sektoren, Branchen und Unternehmen aufgebrochen. Die Digitalbranche hat etwa das Ziel, ihre Rechenzentren bis 2030 klimaneutral zu gestalten.
Doch darf es nicht nur um die Einhaltung regulatorischer Anforderungen gehen. Wir als Unternehmen werden von den Menschen und der Gesellschaft aufgefordert, ernsthaft Schlüsse zu ziehen und nachhaltig zu handeln. In einer aktuellen Umfrage haben 56% der Mitarbeiter*innen angegeben, dass es für sie wichtig ist, ob der Arbeitgeber nachhaltig agiert oder nicht. 68% der Menschen in Deutschland sehen die Industrie in der Pflicht, Maßnahmen zum Schutz der Umwelt einzuleiten.
Digitaltechnologie als Instrument für Klimaschutz
Die digitale Industrie und die ICT-Branche sind auch von dieser Diskussion betroffen. Einerseits verbraucht die digitale Transformation eine immense Menge an Energie und Rohstoffen für Devices, Serverinfrastruktur, Netzwerke und vieles mehr. Andererseits besteht eine große Chance, dass uns gerade die digitalen Technologien auf dem Weg zur Emissionsreduzierung helfen können. Eine aktuelle Bitkom-Studie zeigt ein Potenzial von bis zu 49 Prozent, dass mit digitalen Technologien und digitalen Maßnahmen die geforderten Einsparungsziele erreicht werden können. Dabei ist der CO2-Fußabdruck für die digitale Infrastruktur schon eingerechnet. Wohl gibt es gewisse Unsicherheiten und einen Rebound-Effekt, die in dieses Potenzial mit einzukalkulieren sind. Doch die grundsätzliche Existenz eines enormen Potenzials bleibt unbestritten: Richtig eingesetzt können digitale Technologien etwa die erwarteten Verkehrsemissionen für den Güterverkehr nur durch intelligente Logistiklösungen um bis zu 16 Prozent reduzieren. Oder die erwarteten energiebedingten Emissionen in der Fertigung nur durch Simulation und Optimierung physikalischer Produkte und Prozesse um bis zu 8 Prozent verringert werden.
Zwei Beispiele, wie Hausaufgaben konkret lösbar sind:
Eine HoloLens ist eine Brille für Augmented Reality, die dem Nutzer erlaubt, interaktive 3D-Projektionen in der realen Umgebung darzustellen. Setzt ein Mitarbeiter – beispielsweise eines Maschinenherstellers – vor Ort dieses Werkzeug auf, könnten Experten die Wartung oder Inbetriebnahme einer Anlage aus der Ferne steuern und sich in entsprechende Remote Sessions virtuell einbringen. Reisen oder Flüge zur Anlage vor Ort wären nicht erforderlich. Veranschlagt man hier beispielsweise einen 6000 km langen Flug zur Einsatzstelle, könnte die HoloLens hier ca. 1,5 Tonnen CO2 einsparen. Auch wenn man berücksichtigt, dass zur Herstellung der HoloLens, zur Implementierung der Infrastruktur und zur Umsetzung des Services 6 Tonnen CO2 erforderlich sind, rechnet sich dieses Szenario bereits nach vier Einsätzen.
Ein weiteres Beispiel: Verwendet ein Hochleistungsrechenzentrum wassergekühlte Serverinfrastrukturen reduziert sich der Energieverbrauch im Vergleich zur klassischen Luftkühlung. Die Einsparungen betragen bis zu 33 Prozent aufgrund des verringerten Stromverbrauchs, höherer Effizienz und Wärmerückgewinnung.
Klimaprojekte in Zusammenhängen betrachten
Dies sind Beispiele aus realen Kundenprojekten, die Detecon begleitet hat. Doch Nachhaltigkeit sollte nicht nur auf Leuchtturmprojekten aufbauen. Es geht nicht nur darum, ein „ausgefuchstes“ Projekt bzw. Initiative aufzusetzen. Es geht vielmehr darum, all diese verschiedenen Projekte, die auf einem übergreifenden Framework basieren, in ihren Zusammenhängen zu betrachten, um das Gesamtziel Klimaneutralität zu erreichen. Eine nachhaltige Digitalisierungsstrategie bringt die Vorteile der digitalen Technologie mit den Anforderungen an die Nachhaltigkeit in Einklang. Sie identifiziert, beschreibt und implementiert die relevanten Level, basiert auf einem übergreifenden Framework und berücksichtigt die Komplexität von Technologien wie auch das meist sehr diverse Ökosystem.
Weiterhin sollten die Nachhaltigkeitsstrategie und das umfassende Gesamtprogramm sehr transparent und verständlich sein. Beide sollten vor allem mit anderen Initiativen vergleichbar sein. Einerseits, um Benchmarks für eine Industrie zu etablieren, wozu übergreifende Rahmenbedingungen einzuhalten sind. Andererseits aber auch, um Greenwashing zu vermeiden! Greenwashing ist ein Begriff, der sich auf Unternehmen bezieht, die über Kunstgriffe versuchen, ein wenig grüner und nachhaltiger zu wirken. Werden daraufhin jedoch notwendige, gründliche Analysen vermieden, ändern sich Ursachen kaum und Maßnahmen greifen ins Leere.
Aufbau einer Nachhaltigkeitsstrategie
Wie lässt sich eine effektive, digitale Nachhaltigkeitsstrategie entwickeln? Es empfiehlt sich der Einsatz einer praxisbewährten Struktur. Detecon wendet bei seinen Kundenprojekten ein Vorgehen entlang sechs wesentlicher Schritte und Schlüsselfragen an:
- Scope Definition: Zunächst gilt es, den Umfang einer individuellen, ökologischen Nachhaltigkeitsstrategie festzulegen. Basierend auf dem Greenhouse Gas Protocol (GHG) werden drei Bereiche (Scopes) unterschieden, nämlich direkte Emissionen, indirekte Emissionen und Emissionen, die entlang der Wertschöpfungskette entstehen. Ausrichtung und Ziele sollten sich demnach sehr präzise ableiten.
- Environmental Baseline: Hier gilt es, den Ausgangswert zu definieren. Wie groß ist der aktuelle CO2-Fußabdruck? Wohl haben viele Unternehmen schon auf die eine oder Art ihren CO2-Fußabdruck bestimmt. Es lohnt sich immer, einen genaueren Blick darauf zu werfen. Wurde mit den relevanten Daten gearbeitet? Stimmt die Flughöhe? Gegebenenfalls müssen Zahlen revidiert oder anders strukturiert sein, um den korrekten Ausgangswert zu bestimmen, der die Grundlage für weitere Diskussionen und Aktivitäten bildet.
- Ambition Level: Wie muss eine adäquate Zielsetzung gestaltet sein? Oft tobt im Markt ein heftiger Konkurrenzkampf um die ehrgeizigsten Ziele. Dann legt ein Protagonist noch einen drauf und kündigt ein noch ehrgeizigeres Ziel an. Und dann passiert nichts. Dies ist nicht der richtige Weg. Wir empfehlen: Finden Sie das für Sie richtige Ziel, fordern Sie sich, aber richten Sie dieses Ziel auf der Grundlage von Branchen-Benchmarks aus. Führen Sie eine detaillierte Analyse Ihrer aktuellen Situation durch und entscheiden Sie, was Sie in den nächsten Jahren erreichen können.
- Actions: Hier gilt es, Maßnahmen, Aktivitäten und Programme auf der richtigen Ebene einzuleiten, um die zuvor definierten Ziele zu erreichen. Die Definition einer Roadmap, von KPIs und Monitoring-Prozessen sind Pflicht.
- Governance: Hier ist zu klären, wie Nachhaltigkeit in der Unternehmensstrategie verankert und in die DNA eines Unternehmens gebracht werden kann. Ein strategisches Leitbild, Schlüsselrollen, die Schaffung von Anreizen sowie Compliance und Verantwortlichkeiten sind zu klären.
- Change Management: Alle Stakeholder müssen vom Konzept für Klimaneutralität überzeugt sein. Dazu müssen z.B. das Senior Management, aber auch Mitarbeiter, Kunden und Lieferanten am gleichen Strang ziehen. Kontinuierliche Kommunikation und eine Kultur des kontinuierlichen Lernens sind gefragt.
Dieses Vorgehen hat Detecon unter anderem auch bei T-Systems durchgeführt, wo die Nachhaltigkeitsstrategie als Teil der Unternehmensstrategie aufgenommen und zudem in das Gesamtkonzept der Nachhaltigkeitsaktivitäten der Deutsche Telekom integriert wurde.
Es ist an der Zeit, zu handeln. Nutzen Sie die immensen Potenziale der Digitalisierung und ihre Gestaltungsmöglichkeiten, um schädliche Emissionen für unser Klima deutlich zu reduzieren. Nicht nur Ihr Unternehmen wird davon profitieren, sondern auch Ihre Lebensqualität und die der nächsten Generationen von Mitarbeitern sowie die unserer Kinder und Enkelkinder.
Ich freue mich über Ihre Kontaktaufnahme. Lassen Sie uns darüber sprechen, wie wir gemeinsam Nachhaltigkeit vorantreiben und Maßnahmen angehen können!
Die hier aufgeführten Inhalte sind ebenfalls als Video verfügbar.