Schneller, effizienter und nachhaltiger – Tourenplanung neu gedacht mit Greenplan

Cloudbasierte Routenoptimierung mit Hilfe tageszeitabhängiger Geschwindigkeitsprofile und eines ausgefeilten Algorithmus – der smarten Routenplanung gehört die Zukunft im Transportwesen. Nicht nur hilft sie, den Weg von A nach B schneller und effizienter zu gestalten. Bessere Routen leisten einen ansehnlichen Beitrag zur Reduzierung der CO2-Emissionen. Greenplan, ein junges Tech-Unternehmen, das aus der Deutsche Post DHL Gruppe hervorgegangen ist, hat sich genau beides auf die Fahnen geschrieben. Ein Gespräch mit den Greenplan-Geschäftsführern Florian Merget und Clemens Beckmann über nachhaltigen Transport auf optimierten Routen.

Florian, Clemens, wie müssen wir uns die Lösung von Greenplan genau vorstellen?

Beckmann: Wir haben eine Lösung entwickelt, mit der effiziente und nachhaltige Tourenpläne berechnet werden können. Zahlreiche Benchmarks haben gezeigt, dass unsere Tourenpläne um mehr als zehn Prozent effizienter sind als solche, die mit klassischen Systemen erstellt werden. 

Diese Überlegenheit ergibt sich aus zwei Faktoren. Erstens berücksichtigt unser Algorithmus bei der Tourenplanung tageszeitabhängige Verkehrsfluss-Geschwindigkeiten je Streckenabschnitt. Dadurch können wir sehr präzise Zeitaussagen zu unseren Ankunftszeiten treffen und auch Zeitfenster sehr robust einhalten. Zweitens können Touren durch Greenplan volldynamisch geplant werden, also ohne vorab definierte Gebietsgrenzen. Zudem sind wir in der Lage unsere Lösung an spezifische Gegebenheiten unserer Kunden anzupassen. Der Einsatz unserer Lösung erfordert jedoch eine kritische Masse - er lohnt sich in der Regel ab einem Fuhrpark von über 100 Fahrzeugen bzw. ab 200 Touren je Woche. 

Welche Kunden, welche Zielgruppen adressiert Ihr mit Eurer Lösung?

Merget: Unsere Kunden kommen aus unterschiedlichen Industrien und haben unterschiedliche Anwendungsfälle. Im Road-Freight-Geschäft betrifft das die Bereiche „LTL“ (Less Than TruckLoad) und „PTL“ (Part Truck Load). Hier besteht ein größeres Optimierungspotenzial als beim „FTL“ (Full TruckLoad). Des Weiteren haben wir viele Kunden im Bereich „Last Mile“, getrieben durch den E-Commerce-Boom. Einige unserer Kunden sind im Express-Bereich tätig, denn unsere Lösung berücksichtigt auch sehr präzise Zeitfensterzustellungen. Darüber hinaus sind wir in den Bereichen Field Service Pharma-Logistik aktiv. Aber auch klassische Postgesellschaften zählen zu unseren Kunden.  

Das hört sich nach kundenindividuell sehr unterschiedlichen Anforderungen an – die sich auch nicht unbedingt leicht modellieren lassen.

Beckmann: Ja. Und genau dafür haben wir unsere Business Rule-Engine entwickelt. Während der Kern unseres Algorithmus immer höchste Effizienz anstrebt, sorgt die Business Rule-Engine dafür, dass weitere Kriterien erfüllt werden. Dabei wird durch fiktive Kosten ein ungewünschtes Verhalten sanktioniert, auch wenn die Lösung auf Basis der harten Vorgaben möglich wäre. Ein einfaches Beispiel hierfür sind Zustellzeiten. Angenommen eine Sendung soll aus Qualitätsgründen bis 18:00 Uhr eines Tages zugestellt werden, die tatsächliche Deadline aber ist 20:00 Uhr. Durch unsere Business Rule-Engine können wir für jede Minute, die nach 18:00 Uhr zugestellt wird, fiktive Kosten ansetzen. Dadurch schaffen wir einen Anreiz für das System, die Wunschbedingung - wenn möglich - einzuhalten.  

Das erfordert Flexibilität und viele Modellierungsarbeiten mit langen Implementierungszeiten. Danach sitzt die Lösung aber wie ein maßgeschneiderter Anzug. 

Könnt Ihr uns ein Beispiel für eine besonders anspruchsvolle Regel geben?

Beckmann: Für uns war das Trailer Handling sehr komplex. Bei bestimmten Kunden im Frachtverkehr werden nicht nur einzelne Sendungen ausgefahren. Hängt der Trailer beladen erst einmal an einem LKW, kann natürlich keine Zu-und Entladung des vorderen LKWs mehr erfolgen. Das gilt es in der Planung zu berücksichtigen. Ein weiterer Case sind Kühltransporte, bei denen manchmal lediglich ein Abschnitt des Lkws gekühlt ist. Das bedeutet Planung mit zweierlei Kapazitäten in einem Vehikel. Das Einzige, was wir mit der Software nicht kombinieren können, ist eine optimale Packvorschrift für die jeweilige Tour. Packvorschrift heißt, wir würden das sogenannte „Tetrisspiel“ der geometrisch optimalen Anordnung aller Packstücke im Laderaum beherrschen. 

Was auch sehr anspruchsvoll ist: nicht geplante Pick-up-Events. Das sind Fälle, in denen eine Ware eingesammelt werden soll, aber Zeit und Ort noch nicht konkret festliegen. Hier muss zudem auch immer berücksichtigt werden, ob noch genügend Platz im LKW vorhanden ist und ob ggf. nachfolgende Zeitfenster durch einen Umweg nicht „gerissen“ werden. 

Der Transport-Sektor verursacht einen großen Teil der globalen CO2-Emissionen. Inwiefern hat die Effizienzsteigerung durch eure Lösung einen Impact im Sinne der ökologischen Nachhaltigkeit?

Merget: Erst einmal steckt dieser Gedanke in unserem Namen, Greenplan. Wenn wir eine optimale bzw. verbesserte Tourenplanung aufsetzen, sparen wir i. d. R. bis zu 20 % der gefahrenen Kilometer-Leistung ein. Dies ist sowohl ein wichtiges Verkaufsargument als auch unser Beitrag zu klimafreundlichen Lösungen.

Beckmann: Ein weiterer wichtiger Hebel für mehr Nachhaltigkeit ist die Elektrifizierung der Flotten, welche wir momentan durch die Reichweite der Elektrofahrzeuge auf unserer Roadmap abbilden können. Dazu kommen Regelungen von Städten und Kommunen zu CO2-neutralen Fortbewegungsmitteln in bestimmten Zonen. Wir erwarten, dass im urbanen Raum zunehmend strikte Regeln kommen werden. Das ist in unserer Lösung modellierbar, so dass wir diesen Anforderungen gerecht werden können.

Greenplan ist ein junges Tech-Unternehmen, das aus der Deutsche Post DHL Gruppe hervorgegangen ist. Was sind die Gründe dafür, dass Ihr Euer Unternehmen nun erfolgreich ausgegründet habt? 

Beckmann: Dafür gab es zwei Hauptgründe. Zum einen ist der Deutschen Post DHL alles, was Software und deren Entwicklung angeht, fremd. Meist werden Lösungen auch deshalb extern bezogen, weil sie hoch mathematisch sind oder eine hochkomplexe Struktur aufweisen. Kerngeschäft unserer Muttergesellschaft ist nicht Software, sondern die Organisation und effiziente Durchführung von Transporten. Wenige andere Firmen haben diesen Bereich komplett selbst für sich entwickelt - ein bekanntes Beispiel ist UPS mit der Lösung ORION. Wir als Greenplan wollen auch andere Postgesellschaften bedienen. Große Frachtunternehmen und andere Postgesellschaften würden Vorbehalte haben, wenn die Deutsche Post DHL weiterhin Hauptanteilseigner von Greenplan geblieben wäre. Dank des Management Buyouts können wir das Wachstum von Greenplan nun weiter ausbauen und verfügen in unserem Team über die notwendigen Branchenkenntnisse und Fähigkeiten, um die globalen Geschäftschancen optimal zu nutzen.

Was ist eure Vision für die Zukunft? Wo soll Greenplan in 5 Jahren stehen?

Merget: Wir sehen uns in fünf Jahren als einer der führenden Player im Markt im Bereich Tourenplanung und Routenoptimierung und werden in vielen weiteren Regionen weltweit vertreten sein. Hinsichtlich des Produktes werden wir den klaren Fokus beibehalten und Anforderungen wie z. B. die der Fahrer und Adressen besser kennen. Außerdem wollen wir den zukünftigen Kundenanforderungen weiterhin entgegenkommen, um einen ganzheitlicheren Lösungsansatz anbieten zu können.

Beckmann: Wir werden uns in den kommenden Jahren darüber hinaus mit Fragen beschäftigen, inwiefern wir unsere Methoden von Greenplan auch für die Flugplanung oder Schifffahrt einsetzen können.

Lieber Clemens, lieber Florian, herzlichen Dank für diese interessanten Einblicke in die Arbeit von Greenplan.