Glossar Nachhaltigkeits-Jargon

Unternehmen streben Netto-Null an, legen science-based targets fest, reduzieren die Treibhausgasemissionen gemäß dem Greenhouse Gas Protocol und führen Messungen der Auswirkungen auf die Ziele für nachhaltige Entwicklung durch. Und all das, um das 1,5°C-Ziel zu erreichen und die globale Erderwärmung zu stoppen. Aber was genau bedeuten all diese Begriffe? Dieses Glossar könnte Ihnen bei Nachhaltigkeitsdiskussionen und dem Verständnis der Nachhaltigkeitskommunikation helfen.

Glossar Nachhaltigkeits-Jargon

1.5°C. Die Wissenschaft zeigt, dass wir die globale Erderwärmung auf 1,5 °C über dem vorindustriellen Niveau begrenzen müssen. Ein stärkerer Anstieg bringt häufigere Klimarisiken wie Waldbrände, Überschwemmungen, Dürren, Hitzewellen, Stürme und andere extreme Wetterereignisse mit sich.

Kohlenstoffdioxid (CO2). Dieses Gas ist in Bezug auf die Menge und die Auswirkungen auf die globale Erderwärmung am weitesten verbreitet. Die ausschließliche Berücksichtigung von CO2 kann jedoch irritieren und die Gesamtauswirkung unterbewerten.

Kohlenstoffdioxid-Äquivalent (CO2e). Der Begriff beschreibt die verschiedenen Treibhausgase in einer gemeinsamen Einheit, was bedeutet, dass die Auswirkungen jedes Treibhausgases in der CO2-Menge ausgedrückt werden, die zu der gleichen globalen Erderwärmung führen würde.

Carbon Disclosure Project (CDP). Eine Non-Profit-Organisation, die eine einheitliche globale Offenlegung und Verwaltung der Umweltauswirkungen ermöglicht (Carbon Disclosure Project).

Kohlenstoff-neutral. Beschreibt einen Unternehmenszustand, in dem CO2-Emissixonen durch Kohlenstoffkompensationen ausgeglichen werden. Der Begriff umfasst weder unbedingt eine tatsächliche Reduzierung der Treibhausgasemissionen um die berichtete Menge, noch deckt er zwangsläufig Nicht-CO2-Emissionen ab.

Kreislaufwirtschaft. Das System durchbricht den linearen Produktions- und Verbrauchsprozess und wandelt ihn in einen geschlossenen Kreislauf um, in dem gebrauchte Produkte wieder in die Wertschöpfungskette integriert werden. Es basiert auf drei Prinzipien der Ellen MacArthur Foundation: der Beseitigung von Abfall und Umweltverschmutzung, dem Kreislauf von Produkten und Materialien und der Regeneration der Natur. Die Kreislaufwirtschaft umfasst Prozesse wie das Teilen, Leasen, Wiederverwenden, Reparieren, Aufarbeiten und Recyceln vorhandener Materialien und Produkte so lange wie möglich.

Anpassungsstrategien an den Klimawandel. Diese Strategien zielen darauf ab, die Unternehmenstätigkeiten an tatsächliche oder erwartete zukünftige Klimaereignisse wie Überschwemmungen, Dürren oder Stürme anzupassen. Die Relevanz von Anpassungsstrategien an den Klimawandel wurde beispielsweise während des Hochwassers im Ahrtal in Deutschland deutlich. Durch die Naturkatastrophe wurden zahlreiche Geschäftsabläufe gestört, und es dauerte einige Zeit, bis der Betrieb wie gewohnt fortgesetzt werden konnte. Klimabewertungsmaßnahmen und innovative Vorbeugungsmaßnahmen können Störungen durch extreme Wetterereignisse verringern.19 Das Ziel von Anpassungsstrategien wäre jedoch, die Resilienz gegenüber dem Klimawandel zu erhöhen.

Mitigationsstrategie des Klimawandels. Diese Strategien zielen darauf ab, die Treibhausgase in der Atmosphäre zu reduzieren und den Klimawandel auf 1,5°C zu begrenzen (NASA). In einer digitalen Welt sind die Umstellung auf erneuerbare Energien, ein geringerer Energieverbrauch und Energieeffizienz wesentliche Themen zur Verringerung der Treibhausgasemissionen. Aber auch grüne Investitionen für CO2e-Kompensations- und Neutralisierungsmaßnahmen sind Teil von Mitigationsstrategien.

Fußabdruck. Der Begriff beschreibt die gesamten Treibhausgasemissionen, die von einem Unternehmen, einer Organisation, einer Person, einem Produkt, einem Projekt oder ähnlichen Einheiten über einen bestimmten Zeitraum verursacht werden. Normalerweise wird der Fußabdruck in der Einheit CO2e angegeben.

Global Reporting Initiative (GRI). Die GRI ist eine unabhängige, internationale Organisation, die Standards und Richtlinien für die Nachhaltigkeitsberichterstattung bereitstellt. Ihr Ziel ist es, eine gemeinsame Sprache für die Kommunikation von Nachhaltigkeitsauswirkungen zu schaffen.

Globale Erderwärmung. Seit der Industrialisierung steigt die Durchschnittstemperatur auf der Erde schneller an als durch natürliche Ursachen – hauptsächlich durch menschliche Aktivitäten. Die globale Erderwärmung ist ein schleichender Prozess, der immer irreversibler wird.

Treibhausgase (THG). Diese Gase absorbieren die Wärme der Sonne und halten sie in der Erdatmosphäre. Das Kyoto-Protokoll (United Nations) definiert diese Gase als Kohlendioxid (CO2), Methan (CH4), Distickstoffoxid (N2O), teilhalogenierte Fluorkohlenwasserstoffe (HFC), perfluorierte Kohlenwasserstoffe (PFC), Schwefelhexafluorid (SF6) und Stickstofftrifluorid (NF3). Diese Gase treten natürlicherweise in der Erdatmosphäre auf, jedoch erhöhen die menschlichen industriellen Aktivitäten, wie die Verbrennung fossiler Brennstoffe ihren Anteil.

Greenhouse Gas Protocol. Das Rahmenwerk schafft einen umfassenden globalen Standard um die Klimabilanz von Unternehmen zu messen und zu verwalten (GHG protocol). Es bietet Richtlinien für Scope 1-3.

  • Scope 1. Der Bereich umfasst direkte Treibhausgas-Emissionen aus eigenen oder kontrollierten Unternehmensressourcen, wie z. B. Unternehmensgebäude und Geschäftsfahrzeuge.
  • Scope 2. Der Bereich umfasst indirekte Treibhausgasemissionen aus der Erzeugung von zugekaufter Energie.
  • Scope 3. Der Bereich umfasst alle indirekten Treibhausgas-Emissionen, die nicht in Scope 2 enthalten sind und die in der Wertschöpfungskette des berichtenden Unternehmens vorkommen – einschließlich der vor- und nachgelagerten Geschäftsaktivitäten.

Greenwashing. Der Marketingansatz zielt darauf ab, ein nachhaltiges Image eines Unternehmens zu schaffen, ohne nachhaltige Geschäftsaktivitäten aufzubauen. Schlüsselbereiche des Greenwashings sind suggestive, betrügerische und irreführende Werbeaussagen zur Nachhaltigkeit oder falsche Labels.

Handabdruck. Der Begriff beschreibt die positiven Auswirkungen, die Einzelpersonen oder Organisationen auf die Umwelt haben. Es handelt sich um eine Fußabdruck-konsistente Einschätzung der positiven Veränderung. Aufgrund der relativ offenen Definition werden in diesem Artikel drei Handabdruck-Konzepte beschrieben (Alvarenga, R.A.F.; et al. 2020).

  • Direkter Handabdruck/Befähigung. Die absoluten positiven Auswirkungen, die Produkte auf den Fußabdruck ihrer Nutzer haben. Die Telekommunikationsbranche beispielsweise ermöglicht es anderen Branchen, Emissionen durch die Digitalisierung von Prozessen zu vermeiden.
  • Indirekter Handabruck. Die absoluten positiven Auswirkungen, die Produkte unbeabsichtigt haben. Hier können positive Nebenprodukte, die während des Lebenszyklus bestimmter Produkte entstehen, dem Klima zugutekommen. Bei der Herstellung von Biokraftstoffen wird zum Beispiel Kohlenstoff gebunden, was ein positives Nebenprodukt darstellt.
  • Relativer Handabdruck/ Scope 4. Die relativen positiven Auswirkungen, die ein Produkt im Vergleich zu einem Benchmark für den vorgesehenen Nutzer haben kann. Die Modernisierung von Geräten kann während der Nutzungsphase positive Auswirkungen auf das Klima haben. Beispielsweise können Geräte mit hoher Energieeffizienz im Vergleich zu Geräten mit geringerer Energieeffizienz den Kunden ermöglichen, Energie zu sparen und Emissionen zu reduzieren.

Messungen der Auswirkungen auf die Ziele für nachhaltige Entwicklung. Der Ansatz umfasst eine Bewertung der Auswirkungen, die ein Unternehmen auf jedes einzelne Ziel für nachhaltige Entwicklung (SDG) hat. Es werden spezifische und detaillierte Beschreibungen der einzelnen SDG-Auswirkungen empfohlen.

Lebenszyklusanalyse (LCA). Bei der Analyse wird der Fußabdruck von Produkten oder Projekten systematisch bewertet. Während der Lebenszyklusanalyse legt ein Unternehmen Systemgrenzen für die Phasen der Produkt-/Projektlebensdauer fest, die in die Bewertung einbezogen werden sollen. Dementsprechend gibt es für Produkte je nach Anwendungsfall Cradle-to-Cradle-, Cradle-to-Grave- oder Cradle-to-Gate-Optionen.

Netto-Null. Beschreibt ein Gleichgewicht zwischen den erzeugten Treibhausgasemissionen und dem Abbau von Treibhausgasemissionen. Dieses Gleichgewicht muss erreicht werden, um die globale Erderwärmung zu stabilisieren. SBTi‘s Netto-Null-Standard6 beschreibt Handlungsempfehlungen für Unternehmen, um Netto-Null zu erreichen.

Neutralisierung. Treibhausgas-Emissionen, die von einem Unternehmen nicht reduziert werden können, können neutralisiert werden, um Netto-Null zu erreichen. Die Neutralisierung beschreibt Aktivitäten, welche Treibhausgas-Emissionen aus der Atmosphäre entfernen, z. B. Wiederaufforstung oder Renaturierung von Mooren. Übrigens verbrauchen auch Meerespflanzen, insbesondere einzellige Algen, erhebliche Mengen an Treibhausgas-Emissionen (Friedl 2010). Dies macht die Meere der Welt zur zweiten grünen Lunge der Erde und bieten ein interessantes Neutralisierungsfeld.

Pariser Klimaabkommen. Das Rahmenwerk ist ein rechtsverbindliches Klimaabkommen, das auf der Konferenz der Parteien 21 (COP21) im Jahr 2015 angenommen wurde. Es zielt darauf ab, den Klimawandel zu vermeiden, indem die globale Erderwärmung auf deutlich unter 2 °C, vorzugsweise auf 1,5 °C, im Vergleich zum vorindustriellen Niveau begrenzt wird.

Science-based Targets. Science-based targets konzentrieren sich auf die wissenschaftlich ermittelte Menge der Treibhausgasemissionen, die reduziert werden müssen, um das im Pariser Klimaabkommen festgelegte 1,5°C-Ziel zu erreichen. Der Netto-Null-Standard von SBTi (Science based targets initiativ) unterstützt Unternehmen bei der Festlegung wissenschaftlich fundierter Ziele.

Science-based targets Initiative (SBTi). Die Initiative treibt den Klimaschutz in der Privatwirtschaft voran und ermöglicht es Unternehmen, wissenschaftlich fundierte Reduktionsziele festzulegen (Science based targets initiative). Ihre Arbeit umfasst die Definition bewährter Methoden, die Bereitstellung technischer Hilfe, die Zusammenführung von Experten und die Mobilisierung von Unternehmen.

Nachhaltigkeit. Der Begriff besteht aus drei miteinander verbundenen Dimensionen, der ökologischen, der sozialen und der wirtschaftlichen Dimension. Er wird verwendet, um die Integration aller drei Säulen zu beschreiben, damit die Gemeinschaften und die Natur für diese und künftige Generationen erhalten bleiben.

Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs). Die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung wurden von den Vereinten Nationen im Jahr 2015 verabschiedet und umfassen die Themen Frieden, Wohlstand, Menschen, Planet, jetzt und in Zukunft.

Triple bottom line (TBL). Der Ansatz beschreibt ein dauerhaftes Gleichgewicht zwischen ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Anforderungen. Er wird für die Bilanzierung der nachhaltigen Leistung von Unternehmen verwendet.

 

Literatur

Carbon Disclosure Project. General information.

Ellen MacArthur Foundation. Circular economy introduction.

NASA. Global Climate Change Solutions. Mitigation and Adaptaiton, responding to climate change.

United Nations. Kyoto Protocol.

GHG protocol. General information.

Alvarenga, R.A.F.; et al. (2020). A framework for using the handprint concept in attributional life cycle (sustainability) assessment. Journal of Cleaner Production 265. https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S095965262031790X

Friedl (2010). Haben Algen Einfluss auf das Klima?, Max-Planck Institut

Science based targets initiative. SBTi’s net zero standard.

Science based targets initiative. General information.