Futuristische Szenarien für BPM-Use-Cases in einer virtuellen Realität

Die Kombination von Business Process Management (BPM) und Metaverse-Technologie birgt das Potenzial, die Effizienz, Produktivität, Agilität und Gesamtleistung eines Unternehmens erheblich zu verbessern. Einziger Schönheitsfehler: Auf dem Markt gibt es bislang keine auf Metaverse-Technologie basierende BPM-Software-Tools, um diese vielversprechende Verbindung in der Praxis umzusetzen. Ein Blick auf mögliche Use-Cases und deren Mehrwert legt jedoch nahe, dass es für Software-Entwickler nicht unattraktiv wäre, daran etwas zu ändern.

Die Anwendung von Metaverse-Technologie kann nicht nur dazu beitragen, das Business Process Management (BPM) auf ein neues Level zu heben, sondern auch erheblichen Mehrwert für Unternehmen schaffen – zumindest in der Theorie. Denn bislang fehlen die Werkzeuge, um diese beiden auf den ersten Blick so unterschiedlichen Welten miteinander zu verbinden.

Das Metaverse bietet eine Technologieplattform für die Interaktion und Zusammenarbeit von Einzelpersonen und Unternehmen in der Virtual Reality (VR). Im BPM geht es darum, Organisationsprozesse systematisch und kontinuierlich zu verwalten, um die betriebliche Effizienz, Qualität und Effektivität zu verbessern. Wenn man beide miteinander verknüpft, entstehen Geschäftsprozesse, die durch die erweiterten Kommunikationsmöglichkeiten des Metaverse eine noch höhere Gestaltungshöhe und Effizienz erreichen können. Dies zumindest legen die folgenden theoretischen Use Cases nahe.

Prozessmodellierung im Metaverse

Prozessmodellierungsexpert:innen nutzen derzeit Software, die nur zweidimensionales Arbeiten ermöglicht. Anspruchsvolleren BPM-Tools verfügen zwar über intelligente Automatisierungsfunktionen, wie z.B. Process Mining oder eine automatische Berechnung von Durchlaufzeiten, das grafische Interface bleibt jedoch begrenzt.

Eine Metaverse-basierte Software würde BPM-Praktiker befähigen, mit Hilfe von VR-Brille und VR-Controllern in einer unendlich großen immersiven virtuellen Umgebung Prozesse dreidimensional zu gestalten. Hierdurch könnte der oft hohen Komplexität von Geschäftsprozessen Rechnung getragen werden, die in ihrer Vielschichtigkeit ganz eigene Anforderungen an ihre Darstellung haben und dadurch bildschirmgebundene Tools an Ihre Grenzen bringen. Dies wiederum macht eine bessere und effizientere Darstellung von Prozessen möglich und trägt darum nicht unwesentlich zur Qualität der entwickelten Prozesse bei.

Immersive Zusammenarbeit

Für ein ganzheitliches BPM erfassen Unternehmen all ihre physischen Geschäftsprozesse in einem theoretischen Konzept. Dieses muss regelmäßig überarbeitet werden, erst recht, wenn sich Prozesse ändern. Im Normalfall geht das wie folgt: Alle betreffenden Prozesse werden ausgedruckt und in größerer Runde besprochen. Etwaige Änderungen werden handschriftlich auf den Ausdrucken notiert, so dass die Prozessprofis diese danach wiederum per Hand der Software übergeben können – welche dann noch per E-Mail zur Genehmigung vorgelegt werden müssen.

Was Metaverse-Technologie hier beitragen kann, liegt auf der Hand. Sie macht aus solchen Treffen ein kollaboratives digitales Erlebnis, im Rahmen dessen Prozessänderungen und notwendige Aktualisierungen auf anschauliche Weise mit allen relevanten Stakeholdern besprochen und direkt in die Dokumentation überführt werden können. Hierdurch werden physische Treffen überflüssig, der Arbeitsaufwand für Prozessmodellierungsexpert:innen sinkt und es kommt zu keinen Medienbrüchen – und damit verbundenen etwaigen Fehlern – mehr im Zuge der Zusammenarbeit.

Standardisierte BPM-Lernerfahrungen

In einem Umfeld, wo sich Prozesse stetig ändern, muss kontinuierlich sichergestellt werden, dass Mitarbeitende ein einheitliches Verständnis der Prozesslandschaft haben. Das gilt für etablierte Mitarbeitende genauso wie für neue Hires.

Das Metaverse kann eine standardisierte Lernumgebung schaffen, die genau das möglich macht. Besonders komplexe Zusammenhänge können durch die immersive und mehrdimensionale Erfahrung im Metaverse viel plastischer verdeutlicht werden, wodurch ein höherer Lernerfolg sichergestellt werden kann. Auf gleiche Weise wird die nicht immer einfache Transferleistung von Theorie nach Praxis erleichtert. Dies schafft Konsistenz und eine gemeinsame Arbeitsgrundlage, trägt aber auch zu einem nachhaltigeren Lerneffekt bei.

First-Mover-Vorteile sichern

Das Potenzial der Integration von Metaverse-Anwendungen in BPM-Bereich könnte es für BPM-Softwareunternehmen durchaus attraktiv machen, um entsprechende Softwarelösungen in ihr Produktportfolio aufzunehmen. Derzeit würde es ihnen noch ein Alleinstellungsmerkmal verschaffen, ihr Innovationspotenzial unterstreichen und bei entsprechender Nachfrage ihre Marktposition unterstützen und stärken.

Folgende Empfehlungen sollten Softwareschmieden bei der Entwicklung von Metaverse-Tools für BPM jedoch berücksichtigen:

  1. Frühzeitige Einbindung der richtigen Stakeholder
    Bei der Entwicklung einer BPM-Software sollten Personen einbezogen werden, die theoretisch wie praktisch mit der BPM-Praxis von Unternehmen vertraut sind. Sie wissen am besten, welche Funktionalität User von einer solchen Software erwarten – immer unter der Voraussetzung, dass die Modellierung in einer Metaverse-Umgebung erfolgt. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass nicht an der anvisierten Zielgruppe und deren Bedürfnissen vorbeigearbeitet wird.

     
  2. Generierung und Iteration von Ideen
    Design-Thinking-Methoden sollten zur Ideenfindung und zur iterativen Ausarbeitung der verschiedenen Anforderungen an die Software genutzt werden. Eine anschließende Nutzenanalyse kann dabei helfen, um zielführend zu bewerten, welche Funktionalitäten integriert werden sollen und warum. Die Dokumentation der gewonnenen Erkenntnisse sollte dem gesamten Projektteam zur Verfügung gestellt werden, damit diese auch in Zukunft zu einer schnelleren Entscheidungsfindung beitragen kann.

     
  3. Verwendung von Normen zur Benutzerfreundlichkeit
    Die Software sollte von Anfang an nach gängigen Usability-Standards entwickelt und mit BPM-Fachleuten wie -Laien getestet werden, um eine intuitive Bedienung sicherzustellen. Ein solches Vorgehen wird langfristig zur Akzeptanz der Software beitragen.

In Zukunft wird das Produkterlebnis mehr denn je in den Mittelpunkt treten bei Kaufentscheidungen. Umso mehr bei komplexen Produkten, zu denen BPM-Software-Lösungen zweifelsohne gehören. Das Metaverse eröffnet da ein ganz neues Spielfeld, das erschlossen werden will. Für bessere Produkte und damit mehr Umsatz. Oder in diesem Fall auch: Für bessere Prozesse.