Digitale Effizienz mithilfe des Digital Twin

Die Ergebnisse der Lünendonk Studie haben ergeben, dass viele Firmen große Hoffnung in neue Technologien, wie den Digital Twin, setzen, um digitale Effizienzen zu steigern. Doch gleichzeitig haben die Studienergebnisse gezeigt, dass viele Unternehmen noch unsicher in der Umsetzung sind. Hendrik Grosser, Senior Consultant bei Detecon International GmbH, nimmt uns mit, und erklärt worauf bei der Umsetzung und Implementierung eines Digital Twin beachtet werden muss, damit digitale Effizienzen gesteigert werden können.

Detecon: Was kann der Digitale Zwilling?

Hendrik Grosser: Das Prinzip des digitalen Zwillings besitzt ein gewaltiges Nutzenpotential. Es ermöglicht die Überwachung, Steuerung und Simulation von physischen Assets, Prozessen und Dienstleistungen in Echtzeit und über den gesamten Lebenszyklus hinweg. Dadurch können autonome Systeme sich orientieren, miteinander kommunizieren und von Daten aus dem Internet profitieren. Zukünftig werden ganze Städte und deren pulsierendes Leben mit Virtual Reality interaktiv erlebbar sein. Dort werden Dinge möglich bzw. sichtbar, die weit über die Möglichkeiten der Realität hinausgehen.

Wie wird der Digitale Zwilling implementiert?

Es gibt verschiedene Möglichkeiten. Oft werden physische Assets mit Sensoren ausgestattet, die ihre Daten an einen Rechner oder Speicher senden. Diese Daten können zu einem virtuellen Modell des Assets aufbereitet und über eine Nutzerschnittstelle visualisiert werden. Zahlreiche Ausbaustufen insbesondere im Hinblick auf Interaktionsmöglichkeiten sind denkbar.

Worauf ist bei der Umsetzung zu achten?

Bei der Umsetzung von Digitalen Zwillingen ist darauf zu achten, dass alle IoT-fähigen Assets die gleiche Sprache sprechen bzw. die gleichen Kommunikationsprotokolle nutzen. Häufig entstehen in Unternehmen Digitalisierungsinseln, die nur über aufwendige Schnittstellenentwicklungen einen unternehmensweiten Datenaustausch ermöglichen. Zusätzlich wird die Integration neuer Assets sehr aufwändig. Problematisch ist auch, dass Datenobjekte in unterschiedlichen Bereichen unterschiedlich definiert werden, aber die gleichen Informationen transportieren. Dies kann man durch die Entwicklung und Abstimmung eines einheitlichen Informationsmodells sowie die Definition eines gemeinsamen Kommunikationsstandards auflösen. Es existieren umfangreiche Frameworks, wie z. B. OPC UA, die bereits generische Strukturen für Informationsmodelle bereitstellen und die auch durch Gremien für bestimmte Branchen oder Asset-Gruppen spezifiziert werden. Weiterhin sollten Unternehmen bei der Einführung des Kommunikationsstandards sämtliche Partner in Ihrem Ökosystem einbinden, um einen reibungslosen Datenaustausch über Plattformen zu gewährleisten. Der Standard ermöglicht es dann auch, sofern Schnittstellen geöffnet werden, dass sämtliche Unternehmen Cloudservices (wie z. B. Predictive Maintenance) entwickeln und verwenden können. Neue Assets können so quasi per Plug&Play eingebunden und vom Digitalen Zwilling verwendet werden.

Welchen Nutzen hat der Digitale Zwilling im Endeffekt für ein Unternehmen, wenn er richtig implementiert wurde

Wird der digitale Zwilling richtig umgesetzt, können viele Unternehmen mit enormen Effizienzsteigerungen rechnen. So entfallen Schnittstellenprobleme im gesamten Produktlebenszyklus, Fehler können schneller erkannt und behoben werden und Systeme können autonom miteinander agieren. Der Mensch hat zukünftig die Rolle des Überwachers und Planers und greift nur noch bei Fehlfunktionen ein. Dabei kann er perspektivisch ortsunabhängig in dreidimensionale virtuelle Welten eintauchen, die zudem derart mit Informationen und Funktionen angereichert werden, dass notwendige Handlungen auf ein Minimum reduziert werden.

Herr Grosser, vielen Dank für das aufschlussreiche Interview!